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Colombiana

Filmkritik

Colombiana

| Alexandra Seitz |

Leicht bekleidete Frau mit Riesenknarre bedient pubertäre Fantasien.

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Olivier Megaton ist nicht sein richtiger Name. Eigentlich heißt er Olivier Fontana. Fontana aber hat seinen Künstlernamen erstaunlich gut gewählt. Denn so ziemlich alles an dem von ihm verantworteten Film Colombiana ist mega: megalaut, megaschnell, megadeutlich, megadumm. Und Zoe Saldana in der Hauptrolle ist megasexy, weil sie megawenig anhat und megagefährlich ist. Zu dieser megaeilig angerührten Mischung aus Schablonen-Figuren in Klischee-Situationen, dramaturgischen Standardabläufen und normierten Action-sequenzen fügt Herr Megaton sodann noch eine Megatonne Explosivmaterial – und fertig ist einer von diesen Hybrid-Filmen, deren einzige Existenzberechtigung darin besteht, dass sie hormongesteuerte männliche Jugendliche für ein paar Stunden von der Straße holen.

Worum es geht? Das alte Lied: Im zarten Alter von neun Jahren muss Cataleya mitansehen, wie ihre Eltern ermordet werden und schwört Rache. Jahre später ist aus dem süßen Mädchen eine echte Sahneschnitte geworden. Und eine skrupellose Killerin, die sich daran macht, zahlreiche Bösewichte zu massakrieren, die sie dann mit der Lippenstift-Skizze einer seltenen südamerikanischen Orchidee (einer Cataleya eben) bemalt. Auf diese Weise soll das FBI auf einen vermeintlichen Serienkiller aufmerksam, die mediale Öffentlichkeit in die Suche miteinbezogen und schließlich der Mörder der Eltern (ein wiederum von der CIA geschützter Drogenbaron) aus seinem Versteck gelockt werden.

Nein, mir erschließt sich diese Logik auch nicht. Zumal Cataleya bei Opfer Nummer 23 angelangt ist, als das FBI endlich in die Gänge kommt. Fortan geht es auf die übliche, aus Trillionen von Actionfilmen bekannte Weise rund. Und am Ende ist es eben aus.

Das Drehbuch zu Colombiana verantworten der überzeugte Krawallo Luc Besson sowie Robert Mark Kamen, gleichfalls nicht als Feinmechaniker bekannt. Megaton selbst fiel bislang mit Transporter 3 nicht positiv auf. Leid tut es einem um Zoe Saldana, die als sexy Babe weit unter ihrem Niveau spielt. Eine einzige Szene gibt es, in der sich das dramatische Potenzial offenbart, das die Geschichte geboten hätte. Da rückt Cataleyas Freund Danny, der mehr will als Gelegenheitssex, ihr mit Fragen zu nah. Und in Cataleyas hilflosem Sich-Winden und traurigem Schweigen liegt die ganze Tragik einer Figur, die ihr Leben an die Rache verschwendet hat.