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„In Time“ Justin Timberlake und Amanda Seyfried

In Time

Die Reise geniessen

| Pamela Jahn |

Die „In Time“-Hauptdarsteller Justin Timberlake und Amanda Seyfried über ihre ersten Erfahrungen mit Action-Rollen, die Gemeinsamkeiten zwischen Schauspielerei und Musik und worauf es im Leben ankommt, wenn die Zeit knapp ist.

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Angenommen, Sie hätten nur noch einen Tag zu leben. Was würden Sie mit der Ihnen verbleibenden Zeit tun?
Justin Timberlake:
Ich würde den Tag mit meiner Familie verbringen, viel essen, Musik hören …
Amanda Seyfried: Ich auch.
Justin Timberlake: Du würdest den Tag auch mit meiner Familie verbringen?
Amanda Seyfried: Nein, jetzt mal im Ernst: Ich würde versuchen, alle Menschen um mich zu versammeln, die mir wichtig sind.

In Time
ist Ihre erste Action-Rolle und es geht durchwegs ziemlich rasant zu. Wie anstrengend war der Dreh?
Justin Timberlake: Ziemlich anstrengend.
Amanda Seyfried: Dabei hast du kein bisschen trainiert.
Justin Timberlake: Ich trainiere nie. [Lacht.] Nein, das stimmt nicht ganz. Ich fahre zum Beispiel vier oder fünf verschiedene Farzeuge im Film und dafür habe ich ein paar Stunt-Driving-Fahrstunden bekommen. Zudem haben wir auch sonst viel mit dem Stunt-Team für unsere eigenen Stunts geübt und ich muss dazu sagen, das Team war einfach unglaublich. Sie hatten jede Szene total im Griff und, anders als bei anderen Actionfilmen, ist alles, was im Film passiert, hundertprozentig durchdacht worden. Um ein einfaches Gegenbeispiel zu nennen: Ich war als Kind unter anderem ein großer Rambo-Fan, und kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich zum ersten Mal Rambo III angeschaut habe. Da gibt es eine Szene, in der Rambo auf einmal irgendeinen Typen angreift. Er hatte in dem Moment gar keinen Grund, aber er schlägt trotzdem zu. Und ich habe mich immer gefragt: „Warum macht der das?“
In Time funktioniert gerade deshalb so gut, weil alles, was passiert, einen ganz bestimmten Grund hat. Außerdem ist Will, meine Figur, auch kein klassischer Actionheld, das macht das Ganze noch realistischer.

Amanda, wie haben Sie es geschafft, eine Verfolgungsjagd nach der anderen in diesen unglaublich hohen Absätzen durchzustehen?
Amanda Seyfried: Hab ich nicht. Ich habe die meiste Zeit über Schuhe getragen, bei denen die Absätze fünf Zentimeter kürzer waren, und das war immer noch schwer genug. Am zweiten Drehtag hat Justin mir sogar fast das Leben gerettet. Da bin ich in einer Szene ganz schön übel gestürzt, aber Gott sei Dank hat Justin in dem Moment meine Hand gehalten. Ohne ihn wäre ich jetzt nicht hier. Na ja, vielleicht schon, aber mein Gesicht wäre auf jeden Fall ziemlich demoliert. Was die Mega-Absätze angeht, die waren für die Actionszenen natürlich total unpraktisch, aber auf der Leinwand sieht es ziemlich cool aus. Dazu kommt, dass ich in Wirklichkeit neben Justin total klein wirke, das hatte also auch in dieser Hinsicht seinen Vorteil.

Über die Actionszenen hinaus behandelt der Film komplexe Themen wie Jugendlichkeit und Altern. Beschäftigt Sie das auch privat? Denken Sie, dass es in Hollywood eine Art „Verfallsdatum“ für Schauspieler gibt?
Amanda Seyfried: Ja, dreißig. Obwohl … Justin, das würde heißen, du dürftest eigentlich gar nicht mehr hier sein.
Justin Timberlake: Danke.
Amanda Seyfried: Nein, ganz ehrlich, ich glaube, für Frauen ist es schwieriger, lange im Geschäft zu bleiben, als für Männer, aber ein Verfallsdatum gibt es sicher nicht. Zumindest nicht, solange einem die Arbeit Spaß macht und man mit ganzem Herzen dabei ist. Rollen gibt es für jedes Alter und man kann mit den verschiedenen Charakteren, die man spielt, quasi gemeinsam älter werden.

Justin, wollten Sie eigentlich schon seit Ihrer Kindheit Schauspieler werden, als Sie damals im Mickey-Mouse-Club zum ersten Mal vor der Kamera standen, noch bevor Sie später mit ’N Sync Ihre Musikkarriere starteten?
Justin Timberlake: Das waren zwei grundverschiedene Erfahrungen für mich. Ich war zehn Jahre alt, als ich für MMC gecastet wurde. Als wir dann mit ’N Sync starteten, da war ich fünfzehn und hatte dementsprechend ganz andere Interessen. Für die Fernsehsendung haben wir allerdings tatsächlich alles Mögliche vor der Kamera gemacht und ich denke schon, dass die Schauspielerei auch immer eine Ambition von mir war in der gleichen Weise, wie es die Musik immer für mich gewesen ist. Aber wie gesagt, damals waren das zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.

Denken Sie, dass Schauspielerei und Musikmachen grundsätzlich zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind?
Justin Timberlake: Für jeden Unterschied, den Sie mir nennen können, nenne ich Ihnen neun Gemeinsamkeiten.

Zum Beispiel …
Justin Timberlake: Zum Beispiel ist es mit der Chemie zwischen zwei Leuten vor der Kamera ganz ähnlich wie beim musikalischen Duett. Außerdem gibt es sehr starke Gemeinsamkeiten hinsichtlich des Tonfalls und der Instrumentierung der Stimme. Oder, vom Aufbau her gesehen, weil jeder Film, so wie auch jeder Song, einen Höhepunkt hat, beziehungsweise eine Art Brücke schlägt. Das sind schon mal drei Gründe. Ich verstehe schon, worauf Sie mit Ihrer Frage hinauswollen. Aber ich denke, dass meine Herangehensweise an die Dinge einfach eine andere ist, sonst hätte ich wahrscheinlich beides schon längst aufgegeben.