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The Future

Filmkritik

The Future

| David Krems |

In ihrem zweiten Spielfilm schickt Miranda July sich selbst in die Krise.

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Was nach 50 kommt, das ist doch nur noch Wechselgeld.“ So wird in The Future gleich zu Beginn die große Lebenskrise umschrieben, an der sich ein junges Pärchen in Folge abarbeiten muss. Anlass besteht dazu keiner, denn tatsächlich sind die beiden ja erst knapp über dreißig. Die Entscheidung, eine Katze zu adoptieren, wirft sie dennoch aus der Bahn. Das Tier ist selbstverständlich ein Platzhalter für das Kind, das Paare dieses Alters mitunter zeugen. Und weil den beiden das auch irgendwie klar ist, ergibt sich besagte Krise. Gespeist wird diese dann freilich auch aus anderen Quellen: unbefriedigende Jobs, mangelnde soziale Kontakte, innere Antriebslosigkeit. Kurz: Das Leben ist einfach nicht das, das man bestellt hat.

Miranda July hat mit ihrem ersten Langfilm (Me and You and Everyone We Know) eine sehr persönliche Arbeit vorgelegt, die auf gewitzte Weise von den Problemchen höchst unterschiedlicher Menschen erzählte. The Future teilt den melancholischen Grundton des Vorgängers, zieht dabei aber die Schrauben an. Es sind hier nur noch zwei Menschen, die mit ihrem Alltag kämpfen. Die müssen dafür aber umso heftiger leiden. Da die Regisseurin auch die weibliche Hauptrolle spielt, ist das auch ein bisschen so etwas wie eine Selbstgeißelung. All jene, die Miranda July nicht unbedingt für eine besonders leicht erträgliche Schauspielerin halten, werden mitbestraft. Was beim Debüt aufgrund des breiten Ensembles funktioniert hat, spitzt sich hier zu sehr auf die beiden Hauptdarsteller, vor allem aber auf July selbst zu. Ihren ganzen Körper einsetzend, wackelt sie durch eine Welt, der sie nichts als Unbill abzuringen vermag.

Als Tänzerin wie Tanzlehrerin gescheitert, landet sie schließlich hinter der Rezeption des Studios und muss dabei zusehen, wie alte Freundinnen ihre Kinder anmelden. Freilich imaginiert sie das nur, denn in Wirklichkeit ist es noch gar nicht so weit. Damit ist ein Grundproblem angesprochen: The Future, die Zukunft also, ist hier vor allem etwas, wovor man Angst haben muss. Warum, das bleibt allerdings unklar. Eine diffuse Mischung aus Weltschmerz und Verzweiflung greift um sich. Die vorgeführten Bewältigungsstrategien reichen vom Kündigen des Internetanschlusses (böse neue Medien!) bis zu einer Affäre mit einem deutlich älteren Mann (Flucht in die Bürgerlichkeit), helfen aber auch nicht.

Letztlich bleibt die Grundaussage von The Future eine höchst konservative, wobei zwischen dem Scheitern der Protagonistin und dem der Regisseurin ein Zusammenhang zu bestehen scheint. Dass das intendiert war, darf bezweifelt werden.