Submarine

Filmkritik

Submarine

| Brigitte Auer |

Kauziges, aber etwas aufgesetztes Schelmenstück über einen Jungen, der versucht,seine kleine Welt zu retten

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Oliver Tate ist ein altkluger und trotzdem kommunikativ ungeschickter Fünfzehnjähriger aus dem walisischen Swansea, der ein bisschen aussieht wie Stuart Townshend und gern verloren herumsteht wie Ringo Starr in A Hard Day’s Night. Er liest das Wörterbuch, tyrannisiert Außenseiter um ausnahmsweise selbst keiner zu sein und überwacht das elterliche Sexualleben als Barometer für deren eheliche Entfremdung. Sympathisch ist anders. Wie es sich für ein gesundes egozentrisches Weltbild gehört, klaffen Eigen- und Fremdwahrnehmung mitunter auseinander und die Vorstellung des eigenen Todes wächst sich schon mal zur messianischen Auferstehungsfantasie aus. Auf der Agenda von Oliver gibt es eigentlich nur ein Ziel: sein Subjekt der Begierde, die von Exzemen geplagte Freizeitpyromanin Jordana, ins Bett zu kriegen. Doch als der einstige Liebhaber seiner Mutter, der seine Brötchen als New-Age-Guru in Lederkluft und mit Vokuhila verdient, die Beziehung zu Olivers depressivem Meeresbiologen-Vater gefährdet und Jordanas Mutter schwer erkrankt, wird es kompliziert.

Visuell ist das Spielfilmdebut von Richard Ayoade, der mit Musikvideos für die Arctic Monkeys (deren Leadsänger Alex Turner auch die Songs zum Film beisteuerte), Yeah Yeah Yeahs, Vampire Weekend und andere Hipster-Partien bekannt geworden ist, äußerst ansprechend: melancholisches Licht über trostlos-schöner Küstenstädtchen-Kulisse mit nach achtziger Jahren aussehender Detailverliebtheit. Immer wieder driftet die Erzählung in eine Videoclip-Ästhetik ab – die filmische Form der Erinnerung also, die sich Oliver und mit ihm vermutlich viele Jugendliche seit Erfindung von MTV aus Erlebtem konstruieren, häufig mit der Assoziation von Super-8 Filmmaterial. Die fortwährende Komik und Kauzigkeit dieses Coming-of-Age Stücks wirken allerdings schnell aufgesetzt und erinnern mitunter an Wes Andersons Filme – durch einen Grauschleier, denn die Originalität eines Rushmore erreicht Submarine nie.

Die Inszenierung der Figuren wirkt allzu statisch und distanziert und schlussendlich etwas zu gewollt. Äußerst sehenswert sind Noah Taylor und die kaum wiederzuerkennende Sally Hawkins als sozial und erzieherisch dysfunktionale Eltern Olivers. Wenn auch kein großer Wurf, so ist Submarine doch ein guter erster Film von Ayoade, dem man immerhin nicht vorwerfen kann, vorhersehbar zu sein. Und Jugendliche, die keine Abbilder aus für adoleszentes Selbstbewusstsein schädlichen Magazinen darstellen, sind durchaus erfrischend.