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Young Adult

Filmkritik

Young Adult

| Harald Mühlbeyer |

Charlize Theron will ihre Jugendliebe aus der Geiselhaft der Ehe befreien.

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Wo das Glück am größten, ist die Gefahr am nächsten. Ein junges, glückliches Ehepaar mit frisch geborenem Nachwuchs ist deshalb in so manchem Film dafür prädestiniert, von der bösen Haushälterin / Babysitterin / Ex-Freundin terrorisiert zu werden. Young Adult geht im Grunde der Formel derartiger Psychothriller nach, in der ein Geist aus der Vergangenheit das traute Heim der Familie bedroht – nur umgestülpt, denn der Film erzählt die Perspektive der Psychopathin, die den Ehemann stehlen will; und zwar in der Form einer sympathieheischenden Tragikomödie.

Mavis Gary (Charlize Theron) ist Ghostwriterin für eine ehemals erfolgreiche Teenieromanreihe. Sie ist schon 37 Jahre alt und kehrt in die verachtete heimatliche Kleinstadt zurück, wo sie ihren Highschool-Schwarm Buddy Slade aus Ehe und Vaterschaft „befreien“ will – dass er glücklich sein könnte in seinem Leben, liegt außerhalb ihrer Vorstellungskraft. Aber natürlich ist sie diejenige mit dem trostlosen Leben, geprägt von Depression, Alkohol und Aussichtslosigkeit.

Dass Mavis eine eingebildete, egoistische bitch ist und sie als Sympathie- und Identifikationsfigur nichts taugt, merkt der Zuschauer rasch – aber leider nicht Jason Reitman und Diablo Cody. Wo ist der freche Witz aus Juno, der letzten Zusammenarbeit der beiden? Wo ist Reitmans Gespür für bestimmte soziale Milieus, für prägnante Details, für pointierte Darstellung geblieben? Es fehlt an Glaubhaftigkeit und Nachvollziehbarkeit in der Figurenzeichnung, auch wenn beide sich nach Kräften bemühen, Verständnis für Mavis’ Denken und Handeln zu wecken. So baut sie die eigene Situation in ihren neuen Roman ein, spiegelt sich in ihrer Fiktion als perfekt, klug und wunderschön – aber ist das der Stoff, aus dem Teenieträume sind, dass sich in Mavis’ Roman ein Idealbild, aber keine Identifikationsfigur findet? Mit dieser Trivialwelt spielt Young Adult, indem er Mavis als das Gegenteil des Ideals zeigt; freilich mit ebenso wenig Identifikationspotenzial. Was raffiniert sein könnte, ist am Ende doch banal.

Außerdem wird Ex-Schulfreund Matt an Mavis’ Seite gestellt, ein schräger Nerd mit krummem Bein und krummem Schwanz, der Underdog der damaligen Highschooljahre, die glatte Antithese zu Mavis, der wie das bucklige Männlein immer wieder auftaucht und weise Ratschläge erteilt. Vom Glanz seines Sympathiepotenzials soll etwas auf Mavis abstrahlen – was schon deshalb nicht funktioniert, weil man diese einfache, funktionale Figurenkonstruktion schnell durchschaut.