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Am Set

Am Set

Hinter den Kulissen

| Oliver Stangl |

Eine Doppelausstellung der Deutschen Kinemathek widmet sich der Set-Fotografie als Kunstform.

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Wirkt Magie nur dann, wenn man die Tricks nicht kennt, die für die Entstehung der Illusion verantwortlich sind? Besucht man die großartige Berliner Doppelausstellung „Am Set“, muss man diese Frage wohl verneinen. Denn die Schau wirft mit einer Unzahl an Set-Fotografien einen Blick auf Dreharbeiten von der Stummfilmzeit bis zur Gegenwart – und Fadesse oder Trivialität sind nirgends auszumachen.
Freilich: Es geht hier nur bis zu einem gewissen Grad um „Dokumentarisches“ im klassischen Sinn (obwohl man zweifellos viel über Produktionsabläufe und Filmtechnik erfährt). Besonders die Fotografien aus früheren Jahrzehnten weisen einen hohen Grad an Stilisierung auf, der die Menschen neugierig machen und ins Kino locken sollte. Die Fotos, die Dreharbeiten in Hollywood und Babelsberg zeigen, perpetuieren also im Grunde den Illusionscharakter des Films, überführen die harte Arbeit des Filmemachens in den Bereich des Glamours. So sieht man etwa Myrna Loy und Clark Gable während der Dreharbeiten zu Jack Conways Too Hot to Handle (1938) breit grinsend eine Kamera bedienen oder John Wayne mit hochkonzentrierter Miene an einer Mitchell hantieren. Auf die gar nicht so heimliche Hauptdarstellerin vieler Fotos konzentriert sich auch Regiegröße Costa-Gavras in seinem Vorwort zum Katalog: „Die Kamera ist dabei Zentrum und eigentliches Ziel dieses Betriebs, das A und O des Handelns aller am Film Beteiligten. Alles geht von der Kamera aus, und das Wesentliche muss zu ihr zurückkehren. Sie ist das Zentrums des Universums, das für ihren Blick geschaffen wurde.“ Martin Scorsese zeigt sich in seinem Grußwort vor allem davon begeistert, dass die Fotos Zeugnis von künstlerischer Pionierarbeit ablegen: „Diese Fotografien lassen erahnen, wie aufregend Kreativität sein kann, wenn sie auf ein neues Jahrhundert, eine neue Technik, eine neue Kunstform und wahrhaftig auf eine neue Art zu sehen reagiert.“ Die Fotografen selbst erlangten übrigens kaum Berühmtheit, obwohl die ersten Fotos von Dreharbeiten schon auf 1890 datieren (sie zeigen Étienne-Jules Marey mit seiner chronofotografischen Kamera, ein Vorläufer des Kinematografen). „ray“ zeigt auf den folgenden Seiten ausgewählte Fotografien, die in der Ausstellung zu sehen sind.

Die Ausstellung „Am Set. Paris – Babelsberg – Hollywood, 1910 bis 1939. Berlin – Babelsberg, heute.“ der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin, läuft noch bis 29. April. Der französische Katalog, herausgegeben von Isabelle Champion und Laurent Mannoni ist mit einem deutschsprachigen Begleitheft versehen und kostet 29 Euro.