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The Devil Inside

The Devil Inside

| Alexandra Seitz |

Mit dem Leibhaftigen ist nicht gut Kirschen essen. Wer das nicht glaubt, sehe diesen teuflisch missratenen Film.

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Daniel Myrick und Eduardo Sánchez haben damit angefangen: 1999 landeten sie mit The Blair Witch Project einen Coup. Der kostengünstig entstandene Film gab vor, aus Found Footage zu bestehen, die den glorios schief gegangenen Versuch einer Gruppe naiver Filmstudenten dokumentiert, einer in einem Wald ansässigen Hexe auf die Spur zu kommen. Die Horror-Fake-Doku war geboren und seither kommt es in unregelmäßigen Abständen zu vermeintlichen Live-Schaltungen in eine behauptete Realität, in der gerade etwas unfassbar Grausiges seinen vorgeblichen Lauf nimmt. Das Spiel mit dem Wirklichkeitsgehalt des phantastischen Geschehens macht den Reiz von Filmen wie [Rec] (Jaume Balagueró, Paco Plaza, 2007), Paranormal

Activity (Oren Peli, 2007), Cloverfield (Matt Reeves, 2008) oder auch Apollo 18 (Gonzalo López-Gallego, 2011) aus. Hatte man doch schon immer geahnt, dass das Monster unterm Bett sich lediglich im Moment des Nachschauens unsichtbar macht. Die Horror-Fake-Doku tritt den Beweis an, dass alle unsere Ängste berechtigt sind. Und filmästhetisch hat sie es dabei nicht sonderlich schwer. Für ihr Gelingen braucht es weder übermäßig talentierte Schauspieler, noch qualitativ bemerkenswerte Dialoge, noch eine gefinkelte Dramaturgie; vielmehr reicht es aus, auf dem spannungsgeladenen Höhepunkt des Geschehens wild mit der Kamera herumzuschwenken und die bis zu diesem Zeitpunkt noch lebenden Mitglieder der Laienspieltruppe kopflos durcheinander rennen und dabei möglichst laut kreischen zu lassen.

Mit The Devil Inside jedoch – in dem eine junge Frau in Begleitung eines Dokumentaristen dem Schicksal ihrer vom Teufel besessenen Mutter nachspürt, die in Rom in einem kirchlichen Hospital untergebracht ist – wird William Brent Bell die Erfolgsgeschichte der Horror-Fake-Doku wohl kaum fortschreiben. Nicht, weil es dem Film an hölzernem Schauspiel, doofem Gelabere oder schwindelerregend unkoordinierter Montage gebräche. Vielmehr weckt das Thema Exorzismus – denn freilich lässt die junge Frau nichts unversucht und öffnet mit Hilfe zweier Priester die Büchse der Pandora – Erinnerungen an ein großes Vorbild. William Friedkins The Exorzist (1972) wirft einen finster dräuenden Schatten, der das vorliegende kleine Machwerk kurzerhand annullieren würde – würde es das nicht ohnehin selbst besorgen mit geckenhafter, filmemacherischer Selbstbespiegelung und einem hanebüchenen Ende, das einen unversehens ins Genre der (unfreiwilligen) Komödie katapultiert.