Iron Sky

Filmkritik

Iron Sky

| Harald Mühlbeyer |

Trash As Trash Can – mit Nazis auf dem Mond

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2018. Yes, she can: Im Wahlkampf landet die US-Präsidentin einen Coup, eine erfolgreiche bemannte Mission zum Mond. Auf die dunkle Seite. Dorthin, wo sich die riesige hakenkreuzförmige Nazi-Mondbasis befindet …  Nazis auf dem Mond: Darum geht es in „Iron Sky“, nicht mehr, nicht weniger. Timo Vuorensola gibt seinem Publikum genau das, was es will, immerhin wurden über Crowdfunding fast 15 Prozent des Budgets aufgetrieben. Ein geradezu demokratisches Filmprojekt, das mit Hilfe – und unter Aufsicht – der weltweiten Internet-gemeinde entstand. Und das paradoxerweise ein irrwitziger Abgesang auf die demokratischen Rituale von Wahlkampf bis UN-Sicherheitsrat darstellt: Die an Sarah Palin erinnernde Präsidentin benutzt Nazi-Reden bei ihrer Wiederwahlkampagne, in der UN prallen Egoismen aufeinander, ein Krieg kommt zur Imagepflege sowieso immer recht.

Dieser politsatirische Aspekt ist aber natürlich der Teil von „Iron Sky“, der irgendwie anspruchsvoll sein will. Denn vor allem geht es um den trashigen Unsinn: Offizier Klaus Adler will den Führer Kortzfleisch beerben und die Erde zurückerobern, seine Braut Julia ist eine idealistische Nazi-Lehrerin, die die nazistischen Heilsversprechen von Frieden und Einigkeit glaubt, ihr Vater ein „mad scientist“, der am Schlachtschiff „Götterdämmerung“ bastelt und nebenbei einen Schwarzen albinisiert. Wenn Adler, Julia und der gebleichte Schwarze in New York landen, hängt der Film etwas durch. Wenn aber auf dem Mond oder beim finalen Meteorblitzkrieg die Post abgeht, wird es wirklich lustig – Handlungsdynamik und große Spezialeffekte in Verbindung mit mehr oder weniger albernen Gags und gekonnt gesetzten Filmzitaten schaffen treffend die gewollte C-Movie-Atmosphäre. Aus der Ecke grüßt da schon mal Dr. Strangelove, Chaplin wird als Nazi missverstanden, und im Sternenkrieg stirbt das Stereotyp zuletzt.

Vuorensola lässt die typischen Naziklischees aufrollen, entwickelt einen englisch-deutschen Sprachmischmasch, seine Darsteller agieren auf adäquat niederem Niveau; und alles ist unterlegt mit teutonischer Musik der Band Laibach, zwischen Wagner und „Wacht am Rhein“. Bei all dem mal intelligenten, mal saublöden Quatsch darf man eines nicht vergessen: Die Prämisse beruht auf Tatsachen, denn in der Tat haben sich ja 1945 die Restnazis von ihrer antarktischen Basis aus mit ihren Reichsflugscheiben auf den Mond abgesetzt (sofern sie sich nicht ins Innere der hohlen Erdkugel verkrochen haben). Googeln Sie doch einfach mal „Neuschwabenland“!