ray Filmmagazin » Filmkritiken » 2 Tage New York

2 Tage New York

| Gabriela Seidel-Hollaender |

Was dann geschah: Die Fortsetzung von „2 Days in Paris“ zeigt Franzosen in New York.

Werbung

Fünf Jahre ist es her, dass die impulsive Französin Marion mit ihrem amerikanischen Freund Jack (Adam Goldberg) in Paris zu Besuch bei ihren Eltern war. Die Franzosen haben Jack damals ganz schön aus dem Konzept gebracht. Inzwischen ist viel passiert: Marion hat einen Sohn von Jack bekommen und der hat sich kurz darauf von ihr getrennt. Nun lebt Marion mit ihrem neuen Freund Mingus (Chris Rock) in New York. Als kleine Patchwork-Familie mit Marions Sohn und Mingus’ Tochter führen sie ein recht beschauliches Leben. Bis Marions Familie aus Frankreich zu Besuch kommt. Diesmal sind es die Franzosen, die mit der amerikanischen Mentalität konfrontiert werden, doch im Unterschied zu dem Amerikaner in Paris lassen sich die Europäer keineswegs einschüchtern. Marions Vater Jeannot (Albert Delpy) setzt ihrem Lebensgefährten in seiner beherzten Art derart zu, dass Mingus Alpträume von dem lüstern-unmäßig-gefräßigen Europäer hat. Genauso bedrohlich empfindet er Marions nymphomanische Schwester Rose, die ihm eindeutige Avancen macht. Und dann ist da noch Alex, Roses Freund, der gleich einmal einen Dealer in die Wohnung seiner Gastgeber bittet, um sich seine Grasration zu sichern.
Mingus fordert Marion schließlich auf, die nervige Familie hinauszuwerfen, doch sie bringt es nicht übers Herz, ihren Vater vor die Tür zu setzen. Zwar wird Alex schnell von den Behörden ausgewiesen, doch auch Rose und Vater Jeannot allein schaffen es, die Beziehung zwischen Marion und Mingus gehörig auf die Probe zu stellen. Und dann steht auch noch Marions große Fotoausstellung vor der Tür. Zu dumm, dass sich ihre Fotos anscheinend kaum verkaufen lassen. Doch als sich für ihr Angebot, ihre Seele zu verkaufen, ein anonymer Käufer findet und der Zufall es will, dass das Gerücht umher geht, die Künstlerin sei todkrank, wird sie ihre Fotos doch noch los. Marion besteht darauf, den Käufer (Vincent Gallo) zu treffen und fordert ihre Seele zurück …
Julie Delpys Culture-Clash-Komödie ist voller hinreißend komischer, überzogener und bösartiger Beobachtungen menschlicher Verhaltensweisen. Die überzeugenden Darsteller und Delpys bunte Montage aus Handkamera, Fotoeinschüben und Puppenspiel  bezaubern auch diesmal. Marion ist älter geworden und hat sich weiter entwickelt: Sie wirkt zunehmend neurotisch und wie eine Verwandte Woody Allens. Das wirkt gelegentlich ein bisschen zu sehr gewollt, doch Delpy bleibt sich am Ende treu. Und beweist wieder einmal ihr überaus charmantes Talent für das Komische.