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Madagascar 3 – Flucht durch Europa

| Brigitte Auer |

Das Animations-Franchise um vier ausgebüchste Zoo-Tiere wird mit jedem Teil rasanter, lauter, besser und nunmehr auch dreidimensional.

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Da glaubte man schon, alles wäre im schönen Afrika happy geendet und von nun an eitel Wonne in der nahrungskettentechnisch ungewöhnlichen Clique um Löwe Alex, Zebra Marty, Nilpferd Gloria und Giraffe Melman. Doch gediegenes Altwerden in freier Wildbahn liegt einem abenteuerlustigen und aufmerksamkeitsheischenden Löwen nicht unbedingt. Für eine Rückkehr in den New Yorker Zoo sind jedoch die absurd-genialen Pinguine unabdingbar, und die haben sich soeben ins Casino nach Monte Carlo verabschiedet. Einmal dort, wittert die Tierjägerin Chantel DuBois sogleich fette Beute, und es beginnt eine rasante Jagd durch halb Europa, bei der sich Alex & Co. einem Zirkus anschließen, der erst einmal wieder auf Vordertier gebracht werden muss.

Die nicht besonders elaborierte Handlung bleibt zugunsten der Fülle an Schauplätzen, exaltierten Charakteren und Actioneinlagen, die einen Jason Bourne blass und zweidimensional wirken lassen, im Hintergrund. Auch diesmal gibt es massig gemolkene Popkultur für die Freunde von Anspielungen und durchaus komische Neuzugänge, darunter den mit unterdurchschnittlicher Intelligenz gesegneten Seelöwen Stefano, den verbitterten, an der Borschtsch-Schüssel hängenden sibirischen Tiger Vitaly und mit Madame DuBois den amüsantesten animierten Bösewicht seit Langem. Im Original genial von Frances McDormand interpretiert, ist die Trophäenjägerin eine Mischung aus Helena Bonham Carters gesammeltem Repertoire, Cruella De Vil und Inspektor Clouseau mit physisch-charakterlichen Einschlägen von Bluthund und Giftspinne, deren Version von Edith Piafs „Je ne regrette rien“ wirklich jedem die Mascara-Ränder unter die Augen treibt. Diese haben auch sonst einiges zu verarbeiten, da DreamWorks sich auf die Wurzeln der 3D-Technik als Publikums-Bewerfungs-Spektakel besonnen hat und mit Federn, Luftballons, Giraffenhälsen und flirrendem Neonzeug aufwartet. Freilich muss unterwegs auch so manche Lektion gelernt werden: über Freundschaft, Zusammenhalt, ungleiche Liebe und die traurige Wahrheit, dass das einmal verlassene Zuhause bei der Rückkehr nicht mehr existiert.

Zusammengefasst ist Madagascar 3 eine Mischung aus audio-visuellem Zuckerschock und anhaltender Gehirnvereisung. Zustände, gegen die es – abgesehen von einer allgemeinen Gesundheitswarnung – rein gar nichts einzuwenden gibt. Völlig ungeeignet ist der Film nur für Eltern, die an einer gesteigerten Hyperaktivität ihrer Kinder keine Freude haben. Ansonsten verlässt man das Kino äußerst fröhlich. Und ein klein wenig gaga.