Nr. 7

Nr. 7

| Günter Pscheider |

Warmherzige Dokumentation über die multikulturellen Bewohner eines Wiener Zinshauses

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Für einen Dokumentarfilm über sich selbst, seine Familie oder auch Nachbarn sind zwei Dinge essenziell: Neugier und Selbstironie. Mit beiden Eigenschaften scheint Michael Schindegger (Dacia Express), der Regisseur, Kameramann und Ko-Hauptdarsteller dieser Dokumentation über das Zinshaus, in dem er die ersten 30 Jahre
seines Lebens verbrachte, reichlich ausgestattet zu sein. Michael (wie ihn alle im Film nennen) nähert sich seinen Nachbarn, die er vor Beginn des Projekts großteils nur vom Sehen kannte, mit Respekt. Seine spürbare Empathie führt dazu, dass sich die so unterschiedlichen Menschen aus dem Haus Nr. 7 im Zweiten Wiener Bezirk so schnell für den sanft nachfragenden Filmemacher öffnen. Die traditionsbewussten Juden bauen eine Laubhütte auf dem Dach des Hauses, während Michael einem Ukrainer hilft, seine Deutschkenntnisse zu verbessern im Tausch gegen ein wenig Russischunterricht. Für ihn selbst ist es Zeit, aus der Wohnung seines Vaters auszuziehen und seine Freundin Dana, eine gebürtige Rumänin, zu heiraten.

Der Ton ist leicht, auch wenn die Hochzeitsvorbereitungen alle stressen, die Schwiegereltern eingeschlossen, die partriarchalisch geprägt, nicht verstehen können, warum ihre Tochter nicht den Namen ihres zukünftigen Gatten annehmen will. Aber es werden auch Probleme angesprochen, das verbindende Element des Films ist das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern jeder Altersstufe und das ist selten ein rein harmonisches, aber immer wichtiges: Bei den Juden wird sogar der Partner danach ausgewählt, ob er/sie dieselben Werte in Bezug auf die Kindererziehung teilt. Ein Hausbewohner ist völlig von seinem Vater entfremdet und Michael macht sich Sorgen, was mit seinem Vater passiert, wenn in naher Zukunft auch sein jüngerer Bruder die Wohnung verlassen wird.

Michael Schindegger hat die seltene Gabe, alle Protagonisten sympathisch erscheinen zu lassen und gleichzeitig die Essenz ihrer von verschiedenen Kulturen und Religionen geprägten Lebensweisen, ihre Einsamkeit und ihr völliges Aufgehen in der Familie, beiläufig sichtbar werden zu lassen. Ein Hebräischlehrer sagt, er mag die Menschen, deshalb hat er diesen Beruf ergriffen. Das gilt auch für den Filmemacher selbst. Seine Sympathie für die so unterschiedlichen Bewohner von Nr. 7 spürt man in jedem Bild. Diese verschiedenen Alltagsgeschichten der Nachbarn und der eigenen Familie sind so anti-spirahaft herzerwärmend erzählt, dass man am liebsten selber in dieses Haus einziehen möchte.