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On the Road

| Oliver Stangl |

Beiläufiges, aber nett anzusehendes Werk über Auto- und Geschlechtsverkehr

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Jahrzehntelang gab es immer wieder Versuche, Jack Kerouacs semi-biografischen Kultroman „On the Road“ (1957), ein Schlüsselwerk der Beat Generation, ins Kino zu bringen. In den fünfziger Jahren wollte Kerouac Marlon Brando überreden, eine Verfilmung anzustoßen, doch die Anstrengungen fruchteten nichts. 1978 erwarb Francis Ford Coppola die Rechte, doch scheiterten dessen Pläne, selbst Regie zu führen, trotz mehrerer Anläufe. Nun fungiert Coppola als ausführender Produzent, mit der Regie wurde Walter Salles betraut, der ebenso wie Drehbuchautor Jose Rivera und Kameramann Eric Gautier mit dem preisgekrönten Che-Guevara-Biopic The Motorcycle Diaries (2004) bereits Erfahrung in Sachen Roadmovie sammeln konnte.

On the Road dreht sich um Ich-Erzähler Sal Paradise (Kerouacs Alter Ego) und die Abenteuer, die er und seine Freunde bei ihren Reisen quer durch das Amerika der späten vierziger und frühen fünfziger Jahre erleben: ohne Geld – dafür mit Sex, Drugs & Jazz, schriftstellerischen Ambitionen und der Sehnsucht nach wahrhaftigen Gefühlen. Im Zentrum steht dabei Sals lebenshungriger, kleinkrimineller Freund Dean Moriarty (im Leben: Neil Cassady), einer von jenen Menschen, über die es im Roman heißt: „The only people for me are the mad ones, the ones who are mad to live, mad to talk, mad to be saved, desirous of everything at the same time, the ones that never yawn or say a commonplace thing, but burn, burn, burn …“. Diese Zeilen werden auch im Film gesprochen, doch der Funke springt nicht über. Woran liegt das? Sicherlich nicht an den Akteuren, die ihr Bestes geben und unter denen besonders Garrett Hedlund als charismatischer Moriarty – ein Getriebener ohne Halt – und Viggo Mortensen in einem Kurzauftritt als exzentrischer Guru Old Bull Lee (im Leben: William S. Burroughs) hervorstechen. Doch auch Kristen Stewart, die hier als sexfreudiger Teenager gegen ihr braves Twilight-Image anspielt und Sam Riley als Paradise sieht man gern zu. Eher scheinen Salles/Rivera Schwierigkeiten damit gehabt zu haben, Kerouacs jazzig-spontaner Prosa und den zahlreichen Episoden des Romans eine Form zu geben; immer wieder muss ein Voice-over erklärend eingreifen. Die Bilder, vor allem jene der amerikanischen Landschaft, sind schön, aber sie haben selten Tiefe. Zu kalkuliert wirken Salles’ Versuche, die Exzesse der Charaktere und das Zeitkolorit abzubilden. Immerhin ist der Film trotz Überlänge – die Wiederholungsmuster des Romans wirken hier gegen Ende redundant – durchaus unterhaltsam. Der Lebendigkeit der Kerouac’schen Prosa wird er jedoch nicht gerecht.