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Frankenweenie

| Alexandra Seitz |

Was lange währt, wird endlich gut: Wiederauferstehung keines Schoßhündchens.

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Der tut nichts, der will nur spielen! Sparky ist ein Pitbull, und als solcher – er mag mit dem Schwanz wedeln, so viel er will, treuherzig schauen und ganz allgemein ein fröhlich-freundliches, gutartiges Hundeviech sein – eine respektgebietende Erscheinung. Als er dann aber von einem Auto überfahren und wenig später von seinem untröstlichen Herrchen – einem an experimenteller Wissenschaft interessierten kleinen Jungen namens Victor Frankenstein – mittels Elektrizität wiederbelebt wird, sieht er nicht mehr nur respektgebietend aus, er verbreitet Angst und Schrecken. Freilich unabsichtlich.

Sparky ist das anrührendste Monster seit Boris Karloffs hochkantig-ungelenker Darstellung in James Whales 1931 entstandenem Klassiker Frankenstein (nach Mary Shelleys 1818 erstmals erschienenem, gleichnamigem Roman), und Frankenweenie ist eine gänzlich würdige Neuadaption des zeitlosen Stoffes. An der besonders glücklich macht, dass sie der missverstandenen, gehetzten Kreatur, die da unter die Menschen fällt, endlich ein Happy End vergönnt.

Als Happy End einer 1984 begonnenen Produktionsgeschichte kann man auch den in den Londoner 3 Mills Studios hergestellten Stop-Motion-Trickfilm selbst sehen. Denn Frankenweenie beruht auf jenem Live-Action-Halbstünder, den Burton seinerzeit als bei Disney angestellter Animator drehte, und der, weil angeblich für Kinder nicht geeignet, dazu führte, dass sich die Wege von Saubermann-Studio und Querkopf trennten. Wiederum: Was für ein Glück! Und welche Ironie, dass Frankenweenie nun in der von Burton immer intendierten Animationsform für eben jenen Konzern entstand. Oder ist das Subversion?

In jedem Fall ist Burton in seinem Element und auf der Seite
der Monster. Wo sonst? Man kann schließlich nicht oft genug zeigen, dass Normalität ein zur Bewältigung existenzieller Schwierigkeiten unbrauchbares Konstrukt ist, und die Welt bevölkert von Kleingeistern, die die Schönheit des Außergewöhnlichen der Fadesse des Durchschnitts assimilieren wollen – wenn’s sein muss, mit Gewalt! Ebenso bekannt wie diese narrative Prämisse sind zahlreiche andere gestalterische Elemente in Frankenweenie. Bekannt aus den Filmen Burtons, bekannt aus der literarischen wie kinematografischen Tradition des Genres. Wer gern nach Zitaten sucht und Bezüge herstellt, kommt voll auf seine Kosten. Wer lachen will, auch. Und wer sich rühren lassen will, erst recht.