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World War Z | Endzeitfilme

Die neuen Reiter der Apokalypse

| Jörg Schiffauer |

Ob ausgelöst durch Weltkriege, Naturkatastrophen, Aliens oder lebende Tote, Endzeitvisionen sind seit jeher enorm populäre Sujets. Aus Anlass des aktuellen „World War Z“ ein kleiner Streifzug durch die Geschichte und Gegenwart der filmischen Weltuntergänge.

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Es sollte ein ganz normaler Tag für Gerry Lane (Brad Pitt) und seine Familie werden. Auch als er mit seiner Frau und den beiden kleinen Töchtern im Verkehrsstau mitten in New York festsitzt, kann das seine Laune nicht trüben. Doch langsam und zunächst beinahe unmerklich macht sich gespannte Nervosität unter den Wartenden breit. Ein Polizist fährt mit seinem Motorrad hektisch an der stillstehenden Kolonne vorbei, reißt dabei den Außenspiegel von Gerrys Wagen ab – ein kleines Symbol dafür, dass die Welt mit all ihren Annehmlichkeiten schon bald aus allen Fugen geraten wird. Denn plötzlich kommt dem schon etwas unruhigen Gerry und seinen Lieben ein in blinder Panik flüchtender Strom von Menschen entgegen. Da Gerry Lane als Inspekteur der Vereinten Nationen Gefahrenszenarien gut kennt, weiß er, dass langes Überlegen hier nicht angebracht ist und er samt Familie auch besser Reißaus nehmen sollte. Der Grund für die allgemeine Panik manifestiert sich schneller als Gerry lieb ist. Zu zombieartigen Geschöpfen mutierte Menschen machen Jagd auf Menschen, um sie tot zu beißen. Weil jeder Gebissene innerhalb von zwölf Sekunden sich ebenfalls in ein derart aggressives Geschöpf verwandelt, vermehren sich die bissigen Gestalten mit rasender Geschwindigkeit. Glücklicherweise nimmt ein UN-Kollege Kontakt mit Gerry auf, um ihn und seine Familie aus dem Chaos auszufliegen. Doch kaum auf dem rettenden Flugzeugträger angekommen, erfährt Gerry das wahre Ausmaß der Katastrophe: Ein noch unbekanntes Virus ist für die sich rasch über den gesamten Erdball ausbreitende Pandemie verantwortlich. Ein Team aus Wissenschaftlern und Soldaten soll sich zum Ausgangspunkt der Zombieplage nach Korea aufmachen, um dort Patient Zero zu finden und ein Gegenmittel zu entwickeln. Weil Gerry Lane berufsbedingt gewohnt ist,  sich in Krisengebieten zu bewegen, soll er die Truppe vor Ort unterstützen. Doch das Unternehmen verläuft natürlich nicht so reibungslos wie geplant und Gerry muss sich quer über den Erdball mit jeder Menge tollwütiger Zombies herumschlagen.

Marc Forster hat World War Z als dramaturgisch und stilistischen Highspeed-Horror in Szene gesetzt, vor allem in der ers-ten Hälfte rast der Plot förmlich von einem (Kriegs-)Schauplatz zu nächsten und erinnert dabei wohl nicht zufällig auf der Bildebene an martialische Computerspiele. Auch Zombies sind dabei moderneren Zuschnitts, fallen die Schreckgestalten mit der Geschwindigkeit und der Athletik von Leistungssportlern über ihre Opfer her, was die Sache für die ums Überleben der Menschheit kämpfenden Protagonisten nicht gerade einfacher macht. Forsters Inszenierung setzt auf Charaktere und Handlungslinien nach bekannten Genremustern, ein gediegenes Maß an Spannung wird dabei allemal routiniert generiert.

World War Z zählt zu einer Reihe aktueller Produktionen, die in unterschiedlichen Variationen den Untergang der Welt oder zumindest den Niedergang menschlicher Zivilisation in ihrer gegenwärtigen Form thematisieren. In M. Night Shyamalans After Earth ist die Erde durch eine von Umweltzerstörung ausgelöste Katastrophe unbewohnbar geworden, die Menschen haben sich auf einen fernen Planeten gerettet. Tausend Jahre später müssen der von Will Smith gespielte Elitesoldat Cypher Raige und sein halbwüchsiger Sohn ausgerechnet auf der Erde notlanden, die mittlerweile zu einem naturbelassenen Ort mutiert ist, der jedoch unbequemerweise von reichlich aggressiven Tieren bevölkert wird. In Pacific Rim lässt Regisseur Guillermo del Toro riesige Monster aus den Tiefen des Pazifiks emporsteigen, die sogleich einen Vernichtungsfeldzug gegen die Menschheit starten. So verschieden – und auch abstrus – die Bedrohungsszenarien auch sein mögen, der Topos von der Endzeit auf Erden hat eine lange Tradition – man rufe sich nur die Offenbarung des Johannes in Erinnerung– die auch in der Geschichte des Kinos reichlichen Niederschlag findet. Neben der Sublimierung von kollektiven Ängsten, die realen Entwicklungen geschuldet sind, kann man dabei ein gewisses Maß an Lust, das diverse Untergangsphantasien hervorzurufen pflegen, wohl nicht leugnen.

Outer Space – Unfreundliche Besucher und andere Gefahren

Um die enorme Zugkraft von Untergangsszenarien zu demonstrieren, lohnt es sich einen kurzen Blick auf das Schaffen des Schriftstellers H.G. Wells zu werfen. Aus seinem umfangreichen Gesamtwerk sind die mit Abstand populärsten Romane „The War of the Worlds“ (1898) und „The Time Machine“ (1895), die sich beide um den Untergang der Erde drehen, wobei ersterer ein wenig als der Urvater für apokalyptische Entwürfe modernen Zuschnitts angesehen werden kann. In „The War of the Worlds“ greifen Marsbewohner die Erde an und richten dort furchtbare Zerstörungen an. Weil die Technik der feindseligen Aliens dem des hiesigen Militärs turmhoch überlegen ist, droht der Menschheit die völlige Vernichtung, erst der Kontakt mit irdischen Bakterien – denen das Immunsystem der Marsianer nichts entgegenzusetzen hat – stoppt die Invasoren in letzter Minute. Die Effektivität von Wells Untergangsvision im Zeitalter moderner Massenmedien stellte kein Geringerer als Orson Welles mit einer Bearbeitung des Stoffs in Form eines Radiohörspiels im Jahr 1938 unter Beweis. Obwohl die Berichte über Massenpanik ein wenig übertrieben gewesen sein dürften – Welles hatte eine als aktuelle Reportage erscheinende, geschickt in Szene gesetzte Dramatisierung fabriziert – war es doch ein deutliches Indiz für die Zugkraft des Sujets. Die filmische Adaption von 1953 folgte einer klassischen Dramaturgie und war maßgeblich daran beteiligt, das Subgenre des Alien-Invasion-Movies zu etablieren. Der in den fünfziger Jahren aufziehende Kalte Krieg bildete den realpolitischen Hintergrund für die populärkulturelle Reflexion von Invasionsängsten, doch das Sujet mit den aggressiven Außerirdischen als Bedrohung für die Welt funktioniert auch weiterhin als Schreckensszenario von allgemein gültiger Form – so setzte etwa Steven Spielberg 2005 War of the Worlds erneut recht erfolgreich in Szene.

Überhaupt wurde das Weltall in den fünfziger Jahren vor allem als Hort der Bedrohung angesehen. In Rudolph Matés When Worlds Collide (1951) befinden sich zwei Planetoiden auf Kollisionskurs mit der Erde. Nur eine kleine Gruppe von Menschen kann sich mit einem Raumschiff, einer modernen Arche Noah, retten, ehe der Zusammenprall für globale Verwüstung sorgt. Dass damals selbst die bloße Vorstellung von der Vernichtung der Welt für veritable Spannung sorgen konnte, stellt The Day the Earth Stood Still (Robert Wise, 1951) unter Beweis. Ein Außerirdischer landet mitten in Washington und verkündet, dass die Menschen im Atomzeitalter nur friedlich mit dem Rest des Universums und allen dortigen Bewohnern koexistieren könnten – jede Zuwiderhandlung würde die Zerstörung der Erde nach sich ziehen. Dass es der Friedensstifter aus einer fernen Galaxis im Verlauf des Films bei einer vergleichsweise harmlosen Machtdemonstration belässt – alle Elektrizität wird kurzzeitig lahmgelegt –, unterstreicht zwar den pazifistischen Grundton, doch das Menetekel wird deutlich gemacht.

Projekt Castle Bravo – Die Büchse der Pandora

Wurde die im Zuge des Kalten Krieges latent vorhandene Furcht vor einem möglichen Dritten Weltkrieg zunächst in Form von Alien-Invasionen sublimiert – auch wenn in Hollywood-Produktionen damit oft nur wenig verdeckt die Sowjetunion gemeint war – war diese Camouflierung nach dem 28. Februar 1954 nur noch bedingt tauglich. An diesem Tag wurde unter dem Decknamen „Castle Bravo“ auf dem Bikini Atoll die erste Wasserstoffbombe gezündet. Die dabei demonstrierte Zerstörungskraft – die von den Wissenschaftlern in diesem Ausmaß nicht vorhergesagt wurde – war so gewaltig, dass nun die Vernichtung der Erde durch Menschenhand eine reale Option war. Die Bilder der Castle-Bravo-Detonation in ihrer schrecklichen Faszination sollten sich im kollektiven Gedächtnis festsetzen und tiefe Spuren in der Populärkultur hinterlassen – die hausgemachte Apokalypse wurde zum weit verbreiteten Sujet.

Die katastrophalen Folgen eines mit Nuklearwaffen geführten Kriegs machte Stanley Kramer in On the Beach (1959) deutlich. Darin ist die Erde nach einem Atomkrieg verstrahlt, nur Aus-tralien ist als letztes Ufer noch bewohnbar – doch die tödliche radioaktive Wolke rückt unaufhaltsam näher. Als man jedoch Notsignale aus Kalifornien, wo eigentlich niemand mehr leben dürfte, empfängt, macht sich ein U-Boot der US-Marine, das sich nach Australien durchgeschlagen hat, zu einer Rettungsaktion auf – doch die kurz aufkeimende Hoffnung zerschlägt sich.
Zurück in Australien wird den Menschen Gift ausgehändigt, um vor dem Eintreffen der Radioaktivität Suizid zu begehen und so dem qualvollen Strahlentod zu entgehen. Die Popularität des „Doomsday“-Films lässt sich auch daran ablesen, dass die Hauptrollen in On the Beach mit Hollywood-Größen vom Kaliber Gregory Peck, Ava Gardner, Fred Astaire und Anthony Perkins besetzt waren. Wenige Monate vor On the Beach war mit The World, the Flesh and the Devil eine weitere post-apoklayptische Filmvision in die Kinos gekommen. Der von Harry Belafonte gespielte Bergarbeiter Ralph Burton kann sich erst Tage nach einem
Grubenunglück aus seiner misslichen Lage befreien. Doch als er wieder aus der Mine herauskommt, muss er feststellen, dass alle Menschen verschwunden sind – die Folge eines nicht näher definierten atomaren Krieges. Gebäude und Infrastruktur sind zwar weitgehend intakt geblieben, doch die Vereinigten Staaten entvölkert. Nachdem sich Burton irgendwo in New York einquartiert hat, findet er doch noch zwei weitere Überlebende. Doch selbst innerhalb dieses Mikrokosmos drohen die aufbrechenden Konflikte schon bald wieder mit Waffengewalt ausgetragen zu werden. Neben der parabelhaften Betrachtung menschlicher Konfliktlösungsmodelle präsentiert The World, the Flesh and the Devil vor allem eine gespenstische Variante der durch Massenvernichtungswaffen verursachten Apokalypse. Die Welt ist nicht physisch zerstört, elaborierte Waffensysteme vernichten zwar die Menschen, doch die materiellen Errungenschaften bleiben als Relikte einer Zivilisation, die sich selbst eliminiert hat, zurück – ein Motiv, das sich übrigens auch in On the Beach wiederfindet, als die Mannschaft des U-Boots das menschenleere Kalifornien absucht.

Die entvölkerte, aber ansonsten beinahe unversehrte Welt als Schauplatz apokalyptischer Szenarien übt ganz offensichtlich eine besondere Faszination aus. In The Omega Man (Boris Sagal, 1971) ist die Menschheit nach einer mit biologischen Waffen geführten Auseinandersetzung arg dezimiert, die wenigen Überlebenden sind zu lichtempfindlichen, aggressiven Wesen mutiert, die Jagd auf den vermeintlich einzigen Menschen machen. Dieser, der im Dienst der US-Army stehende Biologe Robert Neville (Charlton Heston), entwickelte zwar ein Serum, das gegen die bakteriologischen Stoffe immun macht, doch konnte er sich nur noch selbst impfen.  Tagsüber – die mutierten Wesen agieren nur nächtens – streift Neville durch das menschenleere Los Angeles, seine Versuche, vertraute Gewohnheiten und Rituale aus dem Leben vor dem Krieg aufrechtzuerhalten – so sieht er sich im Kino Woodstock an und spielt in seinem zur Festung ausgebauten Haus Schach gegen sich selbst – machen aber nur deutlich, dass die Welt, die Neville kannte und an deren Zerstörung er letztendlich auch mitbeteiligt war, unwiederbringlich verloren ist. Die düstere Endzeitvision, die auf einem Roman von Richard Matheson beruht, wurde bereits 1964 unter dem Titel The Last Man on Earth verfilmt, die jüngste Adaption, I Am Legend (Francis Lawrence, 2007), zeigt, dass das apokalyptische Szenario auch lange nach dem Ende des Kalten Krieges nichts von seiner Attraktivität eingebüßt hat. Die Lust am Betrachten eines eigentlich furchtbaren Szenarios beruht vermutlich einerseits auf dem kollektiven schlechten Gewissen, dass man als Teil der Menschheit an der Zerstörung der Erde mitwirkt – oder zumindest am fahrlässigen Umgang mit der eigenen Umwelt –, andererseits hat die fiktionale Katastrophe auch ein wenig kathartische Funktion. Der Philosophieprofessor Franz Wuketits schreibt dazu in seinem Buch „Die Boten der Nemesis“: „Mag sein, dass Horrorszenarien der Bestrafung gerade den Effekt erzielen wollen: Nun sind alle dran, die bisher das Glück hatten ungeschoren davonzukommen. Denn so wie der, der eine Erleichterung verspürt, wenn eine Katastrophe andere und nicht ihn selbst betrifft, so empfindet auch der Leidgeplagte eine gewisse Entlastung, wenn über andere das gleiche Leid hereinbricht. Bestrafung, vor allem strafende Gerechtigkeit ist ein altes Thema der Mythologie. Es wird aus durchaus realen Empfindungen aufgebaut.“ Das kollektive Trauma Japans nach den Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki findet etwa in dem populären Filmmonster Godzilla, das Tokio verwüstet, seine populärkultureller Aufarbeitung.

Charlton Heston spielte übrigens auch in einer der originellsten Variationen des Weltuntergangs – der nämlich erst durch den finalen Twist dem Zuschauer offenbart wird –, Planet of the Apes (Franklin J. Schaffner, 1968) die Hauptrolle.

Die Lust am Untergang manifestiert sich aber nicht nur mittels einer einschneidenden Katastrophe wie einem Weltkrieg sondern auch durch einen fortgesetzten Prozess, in dessen Verlauf sich staatliche und zivilisatorische Strukturen langsam aufzulösen beginnen. Als Paradebeispiel kann hierfür die in Australien produzierte Mad-Max-Reihe gelten, die in Teil eins (1979) eine durch nicht näher definierte Umstände an den Rand des Chaos gekommene Welt zeigt, in der nur noch einige engagierte Polizisten sich der zunehmenden Anarchie entgegenstellen. Dabei wird ein durchgängiges Motiv fast aller Endzeitfilme betont, die Angst vor dem Verlust der gewohnten Ordnung und vertrauten Dingen, sowie die damit verbundenen Konsequenzen für die Protagonisten. Mad Max wurde weltweit ein so großer Erfolg, dass Regisseur George Miller mit Mad Max 2: The Road Warrior und Mad Max Beyond Thunderdome gleich zwei Sequels folgen ließ, die lang erwartete Fortschreibung der Reihe wird unter dem Titel Mad Max: Fury Road 2014 anlaufen.

Der letzte Countdown

Kanalisierten Filme, die Atomkrieg als Auslöser einer Katastrophe in den Mittelpunkt rückten, reale Ängste, fand die Untergangsfurcht- und Lust auch im dezidierten Genrekino ihren Niederschlag. George A. Romero hat dies im Horrorfilm mit seinen lebenden Toten geradezu exemplarisch vorexerziert. In Night of the Living Dead (1968) erheben sich aus nicht geklärten Gründen die Toten, um als Zombies Menschen zu attackieren. Wird am Schluss von Night of the Living Dead trotz des dezidierten Unhappy-Endes die Ordnung wenigstens vorübergehend wiederhergestellt, so hat die Zombie-Invasion in Dawn of the Dead (1979) weite Teile der Vereinigten Staaten überrannt, die im Mittelpunkt stehende Gruppe von Menschen kämpft wiederum in den Überbleibseln der Zivilisation – hier geradezu metaphorisch durch ein riesiges Einkaufszentrum repräsentiert – gegen die nach Menschenfleisch gierenden lebenden Toten. Day of the Dead (1985) bietet Endzeitstimmung par excellence – die letzten wenigen Überlebenden haben sich gleich einem klassischen Westernmotiv auf eine Befestigung zurückziehen müssen, die von den Untoten eingekreist ist. Gerade das Subgenre des Zombiefilms bedient sich verstärkt jenes post-apokalyptischen Szenarios, das die Überlebenden inmitten der verfallenden Errungenschaften der modernen Zivilisation agieren lässt – Errungenschaften, die dabei sowohl als Reminiszenz an die untergegangene Welt fungieren, gleichzeitig aber auch die Nutzlosigkeit all dieser Dinge angesichts der Katastrophe demonstrieren. Die Effektivität dieses Konzepts unterstreicht aktuell die Fernsehserie The Walking Dead – ein veritabler Überraschungserfolg einer dystopischen Vision, die in dieser drastischen Form bislang dem Kino vorbehalten blieb – die demnächst mit Staffel Nummer vier fortgesetzt wird.

Die Furcht, dass die moderne Welt den Keim des Untergangs selbst freisetzen könnte, findet auch zusehends Raum. Die Wissenschaft, die keine Grenzen kennt und an der eigenen Hybris scheitert, ist ein traditionelles Motiv, das gerade im Endzeitfilm eine kongeniale Entsprechung findet – Epidemien und Seuchen aller Art sind dabei die moderne Nemesis, die den Untergang der Menschheit jederzeit auslösen können. Verwandeln sich die Infizierten in Filmen wie 28 Days Later (Danny Boyle, 2002), dem famosen Sequel 28 Weeks Later (Juan Carlos Fresnadillo, 2007) oder aktuell eben in World War Z in Zombies oder zombieähnliche Wesen, so führt in Carriers (Àlex Pastor, David Pastor, 2009) eine globale Epidemie allein zur weitgehenden Entvölkerung des Planeten.

Artikulierten derartige Filme – wenn auch oft in fantastisch verklausulierter Form – Ängste, die auf irgendeine Weise einen realen Hintergrund hatten – die medial zelebrierte Furcht vor Sars, Vogelgrippe oder ähnlichen Pandemien sei hier nur kurz erwähnt –, findet der Weltuntergang auch in einer Form von Spektakelkino statt, die eine Lust am wohligen Schrecken in keinem Kader verleugnen kann. Roland Emmerich, der nicht zufällig den Spitznamen „Master of Disaster“ trägt, hat sich damit eine ganze Karriere aufgebaut. Dabei hat der Mann sich so ziemlich jeder Variante bedient, um die Welt auf der Leinwand in Schutt und Asche zu legen. Die Bandbreite reicht von Alien-Invasion (Independence Day) über durch Atomversuche mutierte Echsen (Godzilla),  den Klimawandel (The Day After Tomorrow) bis hin zu einer mythischen Prophezeihung (2012). Was Naturkatastrophen angeht, ist narrative Plausibilität ohnehin ein nur geringer Faktor, in Volcano (Mick Jackson, 1997) bricht etwa ein Vulkan mitten in Los Angeles aus. Solche abenteuerlichen Konstrukte sind jedoch nicht weiter verwunderlich, zielt diese Variante des Untergangsfilms doch primär darauf ab, mittels aller (trick-)technischen Möglichkeiten die Bildmächtigkeit des Kinos auf möglichst spektakuläre Weise zu demonstrieren. Insoweit knüpft dieses Subgenre an die ersten Jahrzehnte der Kinogeschichte an, wobei vor allem die in jüngerer Vergangenheit mittels CGI eröffneten Möglichkeiten eine kleine Renaissance derartiger Filme nach sich gezogen hat.

Auch World War Z schöpft streckenweise aus dem Vollen des digital Möglichen und lässt ganze Heerscharen von Zombies zum Großangriff antreten. Dass dabei der Staat Israel hinter einer gigantischen Schutzmauer der Vernichtung zu trotzen versucht, ist eingedenk der realpolitischen Implikationen eine – vorsichtig formuliert – Gedankenlosigkeit, die auch bei aller Leichtigkeit des Seins im Genre des Fantastischen einen unangenehmen Beigeschmack zurücklässt. Stilsicherer und konsequenter gehen da Simon Pegg und Regisseur Edgar Wright mit der Lust – und vor allem dem Spaßvergnügen – am Untergang um. Das kongeniale Duo, das mit Shaun of the Dead schon Zombiefilme alle Art herrlich satirisch aufs Korn genommen hat, unternimmt mit dem im September anlaufenden The World’s End einen humoristischen Angriff auf diverse Doomsday-Fantasien: Als der von Pegg gespielte Protagonist seine Kumpels aus Jugendtagen im Pub „World’s End“ versammelt, muss die Gruppe anstatt alte Trinkgewohnheiten wieder aufleben zu lassen schlicht und einfach die Welt vor dem Untergang retten.