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Exit Marrakech

| Alexandra Seitz |

Wenn der Vater mit dem Sohne – mit dem Holzhammer erzählt

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Der erfolgreiche Theaterregisseur Heinrich nimmt mit einer seiner viel gerühmten Inszenierungen an einem internationalen Festival in Marrakesch teil, sein 17-jähriger Sohn Ben besucht ihn dort in den Sommerferien eher widerwillig; vor Längerem bereits hatte Heinrich die Familie verlassen und eine neue gegründet, Ben hat das dem Vater nie vergeben – und so knirscht es zwischen den beiden von Beginn an. Heinrich – überzeugend windbeutelig von dem dafür hervorragend geeigneten Ulrich Tukur dargestellt – markiert etwas zu überdeutlich den pflichtbewussten Vater. Dergestalt, dass man ihm anmerkt, wie wenig ihm die Rolle liegt, die er spielt. Er geht Ben mit seinem unreifen Imponiergehabe gehörig auf den Zeiger. Der, ganz Jungmann in den letzten Zügen der Pubertät, bockt, was das Zeug hält. Und nach einer Kneipentour, in deren Verlauf Ben eine junge Prostituierte kennen lernt, die es zu „retten“ gilt, haut er mit dieser gemeinsam einfach ab.

Was ohnehin schon keine besonders gute Idee ist, wenn man das Land nicht kennt und die Sprache nicht kann, nachgeradezu bescheuert aber für einen Diabetiker ist. Heinrich muss also hinterher. Nachdem man sich gefunden hat, passiert das, was in solchen Fällen üblich ist, denn Exit Marrakech, den Caroline Link nach ihrem eigenen Drehbuch inszeniert hat, erzählt die gute alte Mär von einander entfremdeten Familien-mitgliedern, die Bewährungsproben unterzogen werden, im Zuge derer sie wieder zueinander finden. Friede, Freude, Eier-kuchen. Film aus.

Man braucht schon einen guten Grund, um diesen alten Hut ein weiteres Mal in Umlauf zu bringen. Links Grund ist vom Schauplatz motivierter Exotismus. Sie schickt uns auf die Reise durch Marokko, ins Atlasgebirge, zum Skifahren in der Wüste, sie geht mit uns auf den ach so lebendigen Markt, besucht den Schauplatz, an dem Bernardo Bertolucci seinerzeit Paul Bowles’ „The Sheltering Sky“ verfilmt hat, übernachtet in einem architektonischen Juwel, einem Betonhotel-Relikt der klassischen Moderne, landet bei ärmlichen Bauern in einem Bergdorf, und so weiter.

Quer durchs Gemüsebeet geht die Touristen-Rundfahrt und nebenher sprechen Ben und Heinrich sich miteinander aus. Was wie die eine, die „Miese-Dialoge“-Seite der Medaille wirkt, ohne die es die andere, die „Schöne-Bilder“-Seite nicht gibt. Dumm nur, dass letztlich weder die eine noch die andere für sich einzunehmen respektive überhaupt auch nur zu interessieren vermögen.