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Metallica Through The Never

Filmkritik

Metallica Through The Never

| Jörg Schiffauer |

Play it fucking loud.

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Zu den Klängen von Ennio Morricones eindringlichem Score aus The Good, the Bad and the Ugly schreitet James Hetfield, Frontmann von Metallica, mitten durch das wartende Publikum, um schließlich mit seinen Bandkollegen Kirk Hammett, Robert Trujillo und Lars Ulrich die Bühne zu erklimmen. Mit dieser beinahe sinnbildlichen Sequenz markiert Regisseur Nimród Antal den Beginn jenes Auftritts, der – montiert aus insgesamt fünf Konzerten in Vancouver und Edmonton – im Mittelpunkt von Metallica Through the Never steht.

Pose, Mythos und Pathos sind ja feste Bestandteile des Heavy Rock, das Zelebrieren und In-Szene-Setzen – ohne sich dabei selbst zu ernst zu nehmen – gehören einfach zu einer richtigen Metal-Band. Metallica, in den achtziger Jahren Götter des Thrash Metal und mittlerweile mit breiterem Repertoire zu ikonenhaften Größen des Hardrock emporgestiegen, beherrschen das Spiel natürlich perfekt. Mittels 360-Grad-Bühne sind Metallica zugleich Mittelpunkt als auch Teil der Fans. Jene beinahe symbiotische Nähe zwischen Fans und Band, die in der Metal-Szene besonders ausgeprägt und viel beschworen wird, verstärkt Nimród Antal, dessen Filmografie bislang so unterschiedliche Arbeiten wie einen gelungenen Hollywood-Genrefilm (Motel) als auch mehrfach ausgezeichneten europäischen Arthouse (Kontroll) umfasst, vollzieht die Annäherung auf der visuellen Ebene auf kongeniale Weise. Mit 24 Kameras fängt er Metallica bei der Live-Arbeit ein und kommt dabei der Band so nahe, dass man etwa die körperliche Anstrengung von Lars Ulrichs aggressivem Schlagzeugspiel bis hin zum einzelnen Schweißtropfen wahrnehmen kann.

Die Setlist, die als Querschnitt durch das Œuvre der Band Songs wie „Master of Puppets“, „Enter Sandman“ oder „Cyanide“ präsentiert, gibt Metallica Gelegenheit, zu zeigen, dass sie auch nach mehr als dreißig Jahren nichts an Dynamik eingebüßt haben und immer noch einfach saustarke Auftritte abliefern, mit denen alle Qualitäten des Heavy Metal geradezu exemplarisch dargeboten werden. Metallica Through the Never macht deutlich, warum die Mannen um James Hetfield zu den einflussreichsten Kräften der Szene geworden sind. Eine kleine Spielfilmhandlung wurde als Rahmen auch noch eingebaut. Ein Roadie muss sich während des Konzerts auf die Suche nach einer geheimnisvollen Tasche begeben und gerät dabei in ein apokalyptisches Szenario samt bürgerkriegsähnlichen Straßenschlachten. Das ist zwar ein wenig kindisch und weitgehend sinnfrei, stört aber nicht weiter. Die fragmentarische narrative Ebene bringt es jedoch mit sich, dass Metallica den letzten Song ohne pyrotechnischen Bombast und Lichtshow präsentiert. Also Metallica pur – Nothing else matters!