Turbo – Kleine Schnecke, grosser Traum

Turbo

| Alexandra Seitz |

Gut Ding will Weile haben, muss aber nicht. Wie dieser charmante Animationsfilm beweist.

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Turbo ist eine Rennschnecke. Oder vielmehr: Turbo träumt davon, eine Rennschnecke zu sein. Daher der Name. Aber – was soll überhaupt eine Rennschnecke sein? Ein Widerspruch in sich! Obwohl man von Schneckenrennen bereits gehört hat, und es in Turbo von David Soren, dem aktuellen Werk aus dem DreamWorks Animationsfilmstudio, auch zu einem solchen kommt. Bei welcher Gelegenheit Titelheld Turbo den Rest der gegen ihn angetretenen Schnecken tatsächlich wie eben solche aussehen lässt. Das liegt daran, dass er einige Abende zuvor, beim melancholischen Blick von der Autobahnbrücke, vom Winde verweht wurde und in der Einspritzanlage eines hochgetuneten Wagens landete, der gerade ein illegales Rennen fuhr und den Turbo zuschaltete. Das führte dazu, dass fortan auch bei Turbo der Turbo zugeschaltet ist. Und Turbo-Besitzer Tito wittert seine große Chance – beziehungsweise die Chance, die verschlafene Starlight Plaza mit ihren kleinen Geschäften, an der er und Bruder Angelo eine Taco-Bude mehr schlecht als recht unterhalten, zu neuem Leben zu erwecken.
Auch Tito ist also ein Träumer, und auch Turbo hat einen Bruder, Chet, der die Stimme der Vernunft und des Realitätssinns verkörpert. Und während Chet und Angelo mäßigend auf Turbo und Tito einzuwirken versuchen, sind die beiden Spinner, lies: Visionäre, auch schon unterwegs zum berühmten „Indy 500“, einem freien Rennen, das mit einem prächtigen Preisgeld winkt, sowie der Möglichkeit, es allen Zweiflern und Kleingläubigen mal so richtig zu zeigen.
Es geht also ums Gemeinwesen in Turbo und darum, wie man es belebt mit neuen Ideen – an die dann allerdings auch geglaubt werden muss, selbst wenn sie noch so wagemutig und unrealistisch erscheinen mögen. Es ist die gute, alte Mär vom amerikanischen Traum, die hier einmal mehr erzählt wird. Jenes tröstliche Wiegenlied, dass schlechterdings alles möglich ist, ist der Glaube nur fest und stark genug. Propaganda! Durchhalteparolen! Geschenkt!
Turbo ist nämlich ein wirklich lustiger Film mit einigen hübsch gemeinen Running Gags, ziemlich sympathischen Hauptfiguren, einigermaßen einleuchtendem Handlungsverlauf (was bei dieser Ausgangsidee nicht selbstverständlich ist) und einem facettenreichen Gegenspieler – denn ausgerechnet Turbos großes Vorbild, der Rennfahrer Guy Gagné, erweist sich als eitler Geck und schlechter Verlierer, der die Gültigkeit seines Mottos („No dream is too big, no dreamer too small“) schmerzhaft am eigenen Leib erfahren muss.