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Filmmuseum – Godfathers and Godmothers

Godfathers and Godmothers

| Andreas Ungerböck |

Das Österreichische Filmmuseum begeht im Jahr 2014 sein 50-Jahre-Jubiläum. Ein wesentliches Anliegen ist die Erweiterung und Restaurierung der Kopien-bestände. Dabei kann man jetzt mithelfen.

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Passend zum runden Jubiläum veröffentlicht das Filmmuseum demnächst einen Katalog mit 50 Filmen, die die renommierte Institution vorhat anzukaufen bzw. zu restaurieren, damit diese Titel auch künftigen Generationen von Filmliebhaberinnen und -liebhabern zur Verfügung stehen. Bei der Auswahl der Filme hat man ganz bewusst einen breiten Bogen entworfen, von der Avantgarde bis zum klassischen Spielfilm, vom Dokumentar- bis zum Thesenfilm, und auch thematisch und geografisch ist vieles vertreten. Chronologisch beginnt der Reigen mit einem Beispiel des frühen Kinos, aus den Zehnerjahren des vorigen Jahrhunderts. Rosa Portens Das Teufelchen (1918) ist ein äußerst rares, verloren geglaubtes Werk der älteren Schwester von Henny Porten und somit auch ein ganz frühes Zeugnis weiblicher Regiekunst. Mit Nunzio Malasommas Mr. Radio aus dem Jahr 1924 verhält es sich ähnlich: Es handelt sich um einen Film, der lange als verschollen galt. Eine Rarität ist auch Die Jagd nach der Million (1930), einer der letzten Filme des deutschen Schauspielers und Regisseurs Max Obal, dessen Karriere – wie die so vieler anderer – der Umstellung auf den Tonfilm zum Opfer fiel.

Aber es sind längst nicht nur solche „vergessenen“ Werke, die der Filmpatenschaft harren, auch zahlreiche Klassiker und Klassiker der Moderne warten darauf, dass eine Kopie entweder angeschafft oder wiederhergestellt werden kann. So steht etwa das Gesamtwerk von John Cassavetes, einem der ersten und wichtigsten Vertreter des US-Independent-Kinos, auf der Liste des Filmmuseums – ebenso wie Rainer Werner Fassbinders grandioses, radikal persönlich gehaltenes Melodrama In einem Jahr mit dreizehn Monden (1978) oder Filme von europäischen Meisterinnen und Meistern wie Jean-Luc Godards Sauve qui peut (la Vie), François Truffauts L’Enfant sauvage, Robert Bressons Le Diable probablement oder Chantal Akermans Saute ma ville. Aber auch das populäre US-amerikanische Kino ist vertreten, etwa mit zwei Filmen Otto Premingers (Fallen Angel, Daisy Kenyon), mit John M. Stahls Leave Her to Heaven, Edgar G. Ulmers The Black Cat und Arbeiten Martin Scorseses (King of Comedy) und Walter Hills (The Driver).

Die Liste setzt sich fort mit den Werken bedeutender Dokumentarfilmer wie Richard Leacock, Robert Drew oder Robert Beavers und von herausragenden Avantgardisten wie Len Lye, Jonas Mekas, Michael Snow, Hans Scheugl oder James Benning. Patinnen und Paten werden außerdem gesucht für das idiosynkratische Werk des französischen Situationisten Guy Debord, aber auch für aktuelle(re) asiatische Filme wie Ashutosh Gowarikers Lagaan (2001), Koreeda Hirokazus Nobody Knows (2004) und Apichatpong Weerasethakuls Uncle Boonmee Who Can Recall His Past Lives (2010).

Filmpatin bzw. Filmpate kann man ganz zwanglos werden, so wie das zahlreiche Privatpersonen, aber auch Firmen in den letzten Jahren bereits getan haben. Dabei ist es sowohl möglich, anonym eine Patenschaft zu übernehmen, die dann nur in den Aufzeichnungen des Filmmuseums aufscheint, oder man deklariert sich. In diesem Fall wird der Name des Paten oder der Patin bei jeder öffentlichen Vorführung des jeweiligen Films genannt – in den Programmunterlagen ebenso wie online. Diese Patenschaften sind im Übrigen steuerlich absetzbar. Wer also noch ein exquisites, nicht alltägliches Weihnachtsgeschenk sucht, kann mit einer Filmpatenschaft, die er/sie jemandem widmet, sicherlich für beträchtliche Freude sorgen – bei der/dem Beschenkten ebenso wie bei den Projektverantwortlichen des Österreichischen Filmmuseums.