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Genug gesagt / Enough Said

| Günter Pscheider |

Leicht hysterische Coming-of-Age-Komödie mit dramatischen Zwischentönen

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Die Geschichte von der Wandlung eines schüchternen Außenseiters ist schon so oft durchgekaut worden, dass es schon eines besonderen Ansatzes bedarf, um diesem Motiv noch etwas Neues abgewinnen zu können. Der Anfang ist im Fall von The Way Way Back durchaus viel versprechend: Auf die penetrante Frage, wie er sich auf einer Skala von eins bis zehn selbst einschätzen würde, antwortet der 14-jährige Duncan widerwillig: mit einer sechs. Worauf ihm sein neuer Stiefvater (Comedian Steve Carell  in einer ungewohnt unsympathischen Rolle) herablassend bescheinigt, höchstens eine Drei zu sein. In einer leistungsorientierten Smiling-Faces-Gesellschaft wirkt Duncan auch völlig fehl am Platz. Er ist notorisch antriebslos und kommunikationsunwillig, am Strand sitzt er halb angezogen neben seiner Schwester im Sand, während die Upper-Class-Tussis des Ferienortes sich das Maul über den Verlierer zerreißen. Auch die hübsche Nachbarstochter kann ihn nicht aus der Reserve locken. Das gelingt erst dem leicht manischen Aufseher eines Wasserrutschen–Vergnügungsparks, der Duncan ernst nimmt und ihn in die Gemeinschaft der skurrilen Außenseiter aufnimmt, die diese abgeschlossene Welt bevölkern. Gerade dieser Clown, der selber nicht erwachsen werden will, bringt Duncan bei, zu sich selbst zu stehen und Verantwortung für sich und seine Familie zu übernehmen, als die Risse in der scheinbar so perfekten Welt seines Stiefvaters sichtbar werden.

Die erste Regiearbeit von Nat Faxon und Jim Rash – beide ehemalige Mitglieder des „The Groundlings Comedy Club“– beweist, dass gerade bei einer so vorhersehbaren Geschichte der Ton hundertprozentig stimmen muss, damit die intendierte Mischung aus überdrehter Comedy und dramatischen Elementen emotional berühren kann.  Dass dies bei dieser zur Hysterie neigenden Farce selten funktioniert,  liegt einerseits an der Harmlosigkeit und Durchschnittlichkeit der häufigen Witze und andererseits an der mangelnden Aufmerksamkeit für jegliche Charakterentwicklung. Die Nebenfiguren entwickeln überhaupt kein Eigenleben, und auch Duncans Wandlung vom Duckmäuser zum Rebellen bleibt wenig nachvollziehbar.

Die Stärke der Autoren – die etwa am Drehbuch von Alexander Paynes The Descendants mitgearbeitet haben –  liegt eben mehr in einigen durchaus gelungenen Situationsbeschreibungen wie der Einführungssequenz oder einer wirklich komischen Szene, in der Sam Rockwell den Text der Bonnie-Tyler-Hymne „Holding Out for a Hero“ völlig tonlos vor einer erwartungsfrohen Menge rezitiert und damit das schwülstige Pathos des Hits völlig absurd scheinen lässt.