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Filmkritik

Rico, Oskar und die Tieferschatten

| Alexandra Seitz |
Mit Pep und wilden Witzen gegen Einöde und Unterforderung im Kinderfilm.

„Mann, Mann, Mann!“ Das sagt Rico immer, wenn es mal wieder besonders schwierig und herausfordernd für ihn wird. Was durchaus häufiger der Fall ist, denn Rico ist, laut eigener Aussage, „ein tieferbegabtes Kind“. Nicht, dass er dümmer wäre als andere Kinder – wie sich im Verlauf der Geschichte noch herausstellen wird: ganz im Gegenteil! –, sein Gehirn ist nur eben etwas anders strukturiert; es gerät leicht mal in Verwirrung und mit seiner Orientierungsfähigkeit ist es auch nicht eben weit her. Da kann es dann halt passieren, dass Rico, unterwegs von A nach B aus dem Konzept gebracht, statt hilfreicher Straßennamen auf den Schildern die Querschläger-Worte „Busen“ und „Schwerkraft“ liest, weil er kurz zuvor die Mutter über die unseligen Begleiterscheinungen des Älterwerdens hat klagen hören.

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Es sind Einfälle wie dieser, die Rico, Oskar und die Tieferschatten, Neele Leana Vollmars Verfilmung des gleichnamigen, 2008 erschienenen und mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneten Kinderbuches von Andreas Steinhöfel, ihren fröhlich-frischen, absurd-überraschenden Witz verleihen. Einfälle auch wie der mit der gekochten Nudel, die Rico auf der Straße vor dem Haus findet und mit der er sodann bei allen Nachbarn hausieren geht, fragend, ob sie einem von ihnen denn womöglich abhanden gekommen sei. Bis das corpus delicti zum Gaudium des Publikums kurzerhand im Mund des sehr seltsamen Herrn im vierten Stock verschwindet.

Eines Tages nun stößt Rico buchstäblich auf Oskar, und weil beide typische Berliner Jungs und also nicht auf den Mund gefallen sind, freunden sie sich miteinander an. Zudem ergänzen sie sich prächtig: Rico ist nicht allzu schlau, dafür aber ziemlich furchtlos, während der übervorsichtige Oskar blitzgescheit ist: Gemeinsam sind sie stark! Und schon beginnt das Abenteuer um den Schnäppchenerpresser und Kindesentführer Mister 2000, um den neu eingezogenen Mann im Seitenflügel und um die seltsamen Schatten in der ausgebrannten Wohnung im Hinterhaus.

Die freche Seele des munteren Films sind die beiden Debütanten Anton Petzold und Juri Winkler in den Rollen von Rico und Oskar, deren absolut stimmiges, natürliches und spontanes Zusammenspiel ebenso für sich einnimmt, wie die einfallsreichen Darbietungen der um sie herum gruppierten namhaften Mimen, die sich von den Buben nicht an die Wand spielen lassen.