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Erlöse uns von dem Bösen / Deliver Us From Evil

| Angela Sirch |

Atmosphärischer Horrorthriller mit etwas zu viel höherer Macht

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Der New Yorker Cop Ralph Sarchie sieht sich mit diversen zunehmend mysteriösen Vorgängen in seinem Viertel konfrontiert. Zum grausamen Alltag der Bronx gesellt sich die Geschichte dreier befreundeter Soldaten aus dem Irak-Krieg, die auf eine seltsame und morbide Weise miteinander verbunden zu sein scheinen. Auslöser für Wahnsinn und Gewalt ist ein Text in einer alten, längst vergessenen Sprache, der auf den Wänden der Orte des Grauens auftaucht. Da sich Sarchie keinen Reim darauf machen kann, nimmt er etwas widerwillig und skeptisch die Hilfe des Priesters Mendoza an, der von einer Besessenheit durch einen Dämonen spricht, und sagt dem Bösen den Kampf an.

Scott Derrickson schafft es eine brutale, realistische und gerade deshalb überaus beklemmende Atmosphäre aufzubauen. Dies geschieht nicht nur durch kalte Farben und nicht enden wollenden Regen, sondern auch durch den gelungenen Score, der wohl am besten als bedrückende Geräuschkulisse beschrieben werden kann. Als melodische Brüche werden Songs von The Doors eingesetzt, die, obwohl sie ein wenig das Klischee vom teuflischen Rock ’n‘ Roll bedienen, auf die Tür zur dämonische Welt hinweisen sollen und die düstere und doch kraftvolle Stimmung des Films gut unterstützen. „Break on Through (To the Other Side)“ hat nach diesem Film für den Zuschauer jedenfalls eine weitere Bedeutung dazugewonnen.

Gestützt wird der Film auch durch die gute Besetzung, allen voran Eric Bana und Sean Harris, der unter anderem schon in Harry Brown (2009) bewiesen hat, dass er eine Begabung für die etwas abartigen, kaputten Charaktere hat. Was ein wenig irritiert, ist der über allem stehende religiöse Zugang. Indem häusliche Gewalt und Kriegstraumata in den Deckmantel einer höheren, bösen Macht gehüllt werden, erspart man sich auf sehr US-amerikanische Art und Weise die Frage nach den wahren irdischen Gründen. Weiters kann der Dämon nur bekämpft werden, wenn der übersinnlich befähigte Held wieder zu Gott findet und vom Priester durch Vergebung von den Dämonen seiner eigenen Vergangenheit erlöst wird. Der Vorgang, mit alten Verfehlungen abzuschließen, um im Hier und Jetzt Gutes zu tun, ist grundsätzlich kein schlechter, allerdings hätte es dazu nicht Gottes Hilfe gebraucht. Das allzu rosarote Ende dieses ansonsten wirkungsvollen Horrorthrillers passt leider nicht wirklich zu der düsteren Stimmung des Films und hätte, wie der tatsächliche tägliche Kampf von Gut und Böse, offener gehalten werden können. Angela Sirch