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Ex Machina

Filmkritik

Ex Machina

| Pamela Jahn |

Hochwertige Science Fiction wie man sie lange auf der Leinwand vermisst hat

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Caleb (Domhnall Gleeson) hat das große Los gezogen. Als der smarte Web-Programmierer bei einem firmeninternen Gewinnspiel als Sieger hervorgeht, darf er zur Belohnung eine exklusive Woche mit Oberboss Nathan (Oscar Isaac) in dessen abgelegener Festung in den Bergen von Alaska verbringen. Doch kaum angekommen, bekommt Caleb sofort einen Knebelvertag in die Hand gedrückt, der ihn über das, was er im Laufe der Woche erleben wird, zu absoluter Schweigepflicht zwingt. Denn tatsächlich hat Nathan den klügsten Kopf in seinem Konzern auserwählt, um ihn den sogenannten Turing-Test an seinem allerneusten Forschungsobjekt durchführen zu lassen. Bei dem es sich, vorsichtig ausgedrückt, um einen weiblichen Roboter namens Ava (Alicia Vikander) handelt, den Caleb in allen möglichen Facetten auf seine Menschlichkeit prüfen soll.

Der gefeierte Sci-Fi-(Drehbuch-)Autor Alex Garland hat sich in seinem Regiedebüt einmal mehr der heiklen Frage angenommen, was künstliche Intelligenz in seiner neuesten Weitentwicklungsstufe, die es ermöglicht, Zugriff auf alles im weltweiten Netz repräsentierte Wissen zu erhalten, für die Zukunft der Menschheit bedeutet. Doch abgesehen von der Aktualität und Beliebtheit des Themas – auch im Zuge der unlängst aufgefrischten genre-spezifischen Interessen –, greift Garland hier noch auf eine weitere Schlüsselfigur im Science-Fiction-Erbe zurück, namentlich H.G. Wells‘ Doktor Moreau, dem Isaacs Nathan an Arroganz, Kontrollwahn und kaltblütiger Intelligenz in nichts nachsteht.

Ex Machina mag auf den ersten, vom brillanten Produktionsdesign geblendeten Blick wie ein auf Hochglanz polierter klassischer Science-Fiction-Film wirken, der nicht nur die Versiertheit eines Kubrick oder (aktueller) Nolan besitzt, sondern obendrein eine düster-sarkastische Ader aufweist, die seinem Wesen eine tückische Wärme einhaucht. Was jedoch nicht heißt, dass Ex Machina sich selbst und damit seine Referenzen nicht ernst nimmt. Die  bezwingend lässige Art, mit der Nathan seinen jungen Mitarbeiter aus der Reserve zu locken versucht, führt immer wieder zu Dissonanzen und Spannungen, und der schlaksige Frischlingslook, den Gleesons Caleb an den Tag legt, verrät, dass er zwar für sein Alter verdammt clever, aber dennoch versucht ist, in die Fallen zu tappen, die Nathan bereithält. Darüber hinaus hat Garland sein kammerspielartiges Sci-Fi-Drama nicht nur minuziös choregrafiert, sondern auch in einen trefflichen, ironisch-nostalgischen Score gehüllt, der den Film auf seinem Weg zum unvermeidlichen Ende begleitet.