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Filmkritik

Shaun das Schaf – Der Film / Shaun the Sheep Movie

| Jörg Schiffauer |
Eine schöne Bescherung

Aardman Animations ist zweifellos der Nonkonformist im Fachbereich Animation. Während Platzhirsche wie Pixar, Blue Skye oder DreamWorks – deren neue Produktion Home ist hierfür beispielhaft – mittels immer aufwändigerer computergenerierter Technik immer phantastischere Welten zu erschaffen versuchen, setzt die Mannschaft um Peter Lord und Nick Park der im englischen Bristol beheimateten Produktionsstätte auf das traditionelle StopMotion-Verfahren, um ihre aus Plastilin geformten Figuren in Bewegung zu versetzen. Mit überwältigenden Erfolg, denn Chicken Run und Wallace & Gromit erreichten in der stetig wachsenden Fan-Gemeinde alsbald Kultstatus. Im Universum von Wallace und Gromit tauchte auch erstmals Shaun, das schlaue Schaf, auf, das mitsamt seiner Herde seit 2007 in einer Fernsehserie auftritt. Ein weiteres Kapitel in der Erfolgsgeschichte von Aardman, die Shaun nun auf die große Kinoleinwand geführt hat. Dort genießt Shaun samt Schafsherde und anderen bekannten Figuren wie Hütehund Blitzer das beschauliche Leben auf dem Bauernhof. Weil das aber ein wenig eintönig zu werden droht, beschließt die tierische Gesellschaft, sich Abwechslung zu verschaffen. Das löst eine Kette chaotischer Ereignisse aus, die damit enden, dass der Bauer sich plötzlich in der Großstadt wieder findet. Weil er aber in dem ganzen Durcheinander auch noch sein Gedächtnis verloren hat, gibt es keinen Grund, auf seinen Hof zurückzukehren, was nicht unproblematisch bleibt. Also machen sich die Schäfchen unter Shauns Führung auf, um den Bauer heimzuholen. Doch als ob es nicht schon schwierig genug wäre, sich in der Stadt zurechtzufinden, treibt sich dort auch ein sehr bösartiger Tierfänger namens Trumper herum – Shaun und seine Freunde sind also gefordert. Wie gewohnt kommen Shaun und seine Mitspieler ohne jeglichen Dialog aus, und das Produktionsteam hat die Aufgabe, das Schaf aus seinem gewohnten Umfeld der fernsehgerechten Kurzfilme in einem Langfilm zu etablieren, geradezu kongenial gelöst. Mit einer Fülle an herrlich komischen, skurrilen Einfällen inmitten eines mit Liebe zum Detail ziselierten Plots erinnert Shaun the Sheep Movie an die besten Zeiten der Stummfilmära. Dass die Plastilinfiguren einen erfrischenden Kontrast zur ansonst vorherrschenden High-Tech-Animation bilden und gerade dadurch jenen besonderen Charme ausstrahlen, ist eines der Erfolgsgeheimnisse des Hauses Aardman. Zudem haben Aardmans Geschichten und Figuren – Shaun the Sheep Movie erfüllt das exemplarisch – auch jenen hintersinnigen Humor, der neben dem handfesten Spaß auch menschliche Verhaltensweise ironisch aufs Korn zu nehmen versteht und damit auch zu einem veritablen Vergnügen für eine erwachsene Zielgruppe wird.

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