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The Big Short

Filmkritik

The Big Short

| Ralph Umard |
Originell inszenierter Wirtschaftskrimi mit prominenter Besetzung

Wer keine Ahnung von „Subprime-Hypotheken-Anleihen“ oder „Kreditausfall- Swaps“ hat, wird mit diesen Begriffen auch nach Sichtung des Films nichts anfangen können. Wer sie wenigstens ansatzweise verstehen will, sollte das Sachbuch „The Big Short“ des ehemaligen Investmentbankers Michael Lewis lesen (auf Deutsch erschienen bei Goldmann), welches die Grundlage für das gleichnamige Filmskript lieferte – mit hochkarätiger Besetzung überaus einfallsreich, unkonventionell und visuell atemberaubend verfilmt von Adam McKay, bei dem auch die Komik – McKay führte bei fünf Komödien mit Will Ferrell Regie – nicht zu kurz kommt. Das Zusammenwirken von abrupt geschnittenen, oft assoziativen Bildfolgen (mit Unschärfen, Zeitlupen, Animation und Musikclips) und Ton ist perfekt (neben dem Score von Nicholas Britell kommt häufig Metal Rock und Rap zum Einsatz). Die Darsteller agieren in Topform und sprechen oft direkt mit Blick zur Kamera, die Hektik des Geschehens entspricht der Hektik in den Handelszentren der Börse.

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Bereits Jahre bevor 2008 der US-Immobilienmarkt kollabierte, was zum Bankrott der Investmentbank Lehman Brothers und einer weltweiten Finanzkrise führte, sahen ein paar Hedgefondsmanager und Spekulanten den Börsencrash voraus, investierten dementsprechend und verdienten am Platzen der Immobilienblase Milliarden. Einer von ihnen war Dr. Michael Burry (der auch im Film so heißt, die Namen der anderen wurden geändert). Ein promovierter Neurologe und exzentrischer Außenseiter im Finanzgeschäft, mit extrem ausgeprägter Konzentrationsfähigkeit infolge eines Asperger Syndroms, der 130-seitige Prospekte zu Hypothekenanleihen bis ins Kleingedruckte studierte und feststellte, dass es sich häufig um minderwertige Wertpapiere mit hohem Verlustrisiko handelte. Christian Bale gibt den spleenigen Zahlenjongleur mit offensichtlichem Gusto. Es ist bewundernswert, wie er und andere Akteure ihre teils langen Textmonologe meistern, beispielsweise Ryan Gosling als windiger Anleihenhändler der Deutschen Bank, der ohne Punkt und Komma ein komplexes Investitionsmodell erläutert.

Man bekommt einen Eindruck davon, wie Zocker an der Börse ticken oder wie schummelnde Rating-Agenturen gute Bewertungen an die Banken verkaufen. Passenderweise spielen zentrale Szenen in Las Vegas, wo ein Investor realisiert, dass ein Crash bevorsteht – ausgerechnet beim Gespräch mit einer Stripperin, die auf Pump fünf Häuser und eine Wohnung erworben hat.