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Suffragette – Taten statt Worte / Suffragette

| Pamela Jahn |

Solides Geschichtsdrama von Frauen über Frauen

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Geplant hatte Maud Watts (Carey Mulligan) das nicht: Nicht die Festnahme, nicht den Gefängnisaufenthalt, und erst recht nicht das Zerwürfnis mit ihrem Mann (Ben Whishaw), der sie schließlich vor die Tür setzt und ihr jeglichen Kontakt zu ihrem gemeinsamen Sohn verbietet. Im Gegenteil. Von klein auf war ihr Weg vorprogrammiert, hatte Maud gelernt zu schlucken und zu parieren und sich einer Gesellschaft anzupassen, die Frauen jegliche Rechte und Würde verweigerte. Als die hart arbeitende Wäscherin aus Bethnal Green jedoch mehr und mehr Frauen in ihrem Umfeld trifft, die sich mit Händen und Füßen gegen ein Leben in Gehorsam und Unterwerfung wehren und lautstark für die Einführung des Frauenwahlrechts protestieren, findet sie sich bald im Epizentrum der britischen Suffragetten-Bewegung, deren berühmtes Motto „Deeds, not Words“ dem deutschen Titel des Films mahnend zur Seite steht.

Mulligan spielt diese Maud, wie jede ihrer Rollen, mit äußerster Hingabe und Aufrichtigkeit. Sie ist mutig, nuanciert und leidenschaftlich zugleich, eine Kämpferin, die nicht ihren Kopf verliert, aber so ziemlich alles, was ihr jemals lieb und teuer war – und das für den Funken einer Hoffnung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwar nicht mehr aussichtslos, aber noch immer recht vage war. Verstärkung bekommt sie von einer Riege hervorragender Darstellerinnen, allen voran Anne-Marie Duff als ihre Kollegin aus der Wäscherei und Helena Bonham Carter als Apothekerin Edith Ellyn, die der Protestbewegung die nötige Sprengkraft verleiht. Meryl Streep brilliert in einem Cameo-Auftritt als Emmeline Pankhurst, die die angespornten Aktivistinnen zum Durchhalten motiviert. Doch selbst in dem Moment ist es vor allem Mulligans voller Begeisterung leuchtendes Gesicht, das einen ins Mark trifft.

Abi Morgans Drehbuch hält sich dagegen emotional wohlweislich im Zaum und bietet über das innere und häusliche Dilemma seiner Galionsfigur hinaus einen seriösen, eher düsteren Leitfaden durch die Ereignisse jener Zeit, von den ersten Demonstrationen und zerbrochenen Fensterscheiben bis hin zu Emily Wilding Davisons heroischem Akt der Selbstopferung, als sie 1913 beim Epson Derby mit einer Flagge der Womens Social and Political Union auf die Rennbahn stürzt und vom Pferd des Königs überrannt wird. Unter der Regie von Sarah Gavron finden die Frauen in und hinter Suffragette somit den richtigen Ton für ein politisch engagiertes Melodrama, das zugunsten der Geschichte auf Effekthascherei und stilistischen Schnickschnack verzichtet und stattdessen geradewegs ins Herz der Sache zielt.

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