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Unter dem Sand / Under Sandet

| Jörg Schiffauer |

Geschichtsdrama – gut gemeint, aber schlussendlich zu schablonenhaft geraten

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Die Fronten werden gleich zu Anfang klar abgesteckt: Carl Rasmussen, Unteroffizier der dänischen Streitkräfte, beobachtet mit Argusaugen den schier endlosen Zug deutscher Kriegsgefangener, die knapp nach Ende des Zweiten Weltkriegs auf einer Landstraße in Dänemark an ihm vorbeiziehen. Aus einem nichtigen Anlass greift sich Rasmussen einen der Männer heraus, beschimpft ihn und prügelt wie von Sinnen auf ihn ein – ein deutlich sichtbares Zeichen für die vorherrschende Stimmungslage und die tiefen Verwerfungen, die die Schrecken der Nazi-Besatzung in der kollektiven Psyche der dänischen Bevölkerung hinterlassen hat. Rasmussen soll bald Gelegenheit haben, seinen Revanchegefühlen freien Lauf zu lassen. Weil die Wehrmacht an den Küsten Dänemarks mehr als zwei Millionen Minen zur Abwehr gegen eine mögliche Invasion vergraben hat, beschließen die Alliierten, deutsche Kriegsgefangene zur Beseitigung der hochexplosiven Hinterlassenschaft heranzuziehen.

Rasmussen bekommt den Auftrag, mit einer Abteilung Gefangener einen Strandabschnitt von Minen zu räumen. Weil seine Truppe jedoch ausschließlich aus jungen Burschen besteht, die offensichtlich gegen Kriegsende als eine Art letztes Aufgebot eingezogen wurden und deshalb über wenig militärische oder gar Kenntnisse bezüglich des Entschärfens von Minen verfügen, wird die Unternehmung zu einer lebensgefährlichen Mission. Doch die Gruppe hat bei diesem Himmelfahrtskommando einen unwiderstehlichen Ansporn: Ist der Strand geräumt, winkt ihnen die Freiheit und der Rücktransport in die Heimat.

Martin Zandvliet hat sich in Under sandet eines Kapitels im Umfeld des Zweiten Weltkriegs angenommen, das zwar weniger bekannt sein dürfte, jedoch den mörderischen Wahnsinn verdeutlicht, der beinahe die ganze Welt erfasst zu haben schien. Die Spannungsbögen ergeben sich angesichts eines für einen dramatischen Plot geradezu maßgeschneiderten Stoffs um das Entschärfen von Sprengmitteln unter erschwerten Bedingungen wie von selbst.

Zandvliets Inszenierung entwickelt diese dann auch in einer durchaus anständigen Routine, die jedoch über vorherseh-
bare Abläufe nicht hinauskommt. Weil auch die Figuren wenig elaboriert werden, entstehen auch kaum psychologische Reibungsflächen. Unter den jungen Kriegsgefangenen mangelt es an halbwegs entwickelten Charakteren, deren Antagonist Rasmussen ist nach einem erprobten, deshalb jedoch schon etwas abgegriffenen Schema gezeichnet – der harte Hund, der in Rache doch keine Erfüllung findet und schließlich mittels Läuterung seinen moralischen Kern entdeckt.

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