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The Circle

| Alexandra Seitz |

Weder kritisch noch satirisch verfilmte Bestseller-Dystopie

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Dass sich Dave Eggers’ 2013 erschienener, dystopischer Science-Fiction-Roman „The Circle“ zu einem Weltbestseller entwickelte, hat viel mit der wohlfeilen Zivilisationskritik zu tun, die der 1970 geborene US-Amerikaner darin zum Ausdruck bringt. Die Geschichte von der naiven, jungen Mae Holland, die in die Fänge eines nach außen supercoolen, in Wahrheit aber nach Total-Transparenz der Gesellschaft strebenden Digital-Konzerns (des titelgebenden The Circle) gerät, bedient spannend, unterhaltsam und nicht wenig beunruhigend die Befürchtungen jener Kulturpessimisten und Verschwörungstheoretiker, die in Google, Facebook, Apple und Twitter lediglich verschiedene Erscheinungsformen ein und desselben, von Orwell prognostizierten Big Brother sehen. Befürchtungen, denen die längst schon auf höchsten politischen Ebenen von Datenschutz-Mahnern und Gesetzgebern geführte Debatte um den Nutzen des Sammelns von Big Data und die Risiken der auf dieses „New Oil“ gerichteten Begehrlichkeiten geführt werden, im Übrigen Recht geben. Und das noch jenseits der Frage, wie sich die damit einhergehende, zunehmende Erosion der Privatsphäre auf Sozialleben und gesellschaftlichen Zusammenhalt langfristig auswirken wird.

Relevantes Thema in gewinnbringender Verpackung. Klar, dass sich da die Zweitverwertung als Verfilmung geradezu aufdrängt. Nun haben wir also den (gemischten) Salat: The Circle, eine Adaption, die sich für kein Genre entscheiden kann, die zwischen Drama, Satire und Thriller herumeiert und sich an Eggers’ entschlossen polemische Warnung vor einem herandräuenden Überwachungsstaatskartell gar nicht erst herantraut. Ohne klare Haltung zum Phänomen des Homo Digitalis bleibt James Ponsoldts Inszenierung jedoch im Episodisch-Illustrativen stecken und auch nette Bildeinfälle wie das unfassbar banale Getwitter, das die Handlung begleitet, retten den Film nicht davor, öde Langeweile zu verbreiten.

Immerhin liefert Tom Hanks als charismatischer Konzern-Papa Bailey, dem eine Kräuterteetasse in die Hand gewachsen scheint, schlafwandlerisch eine feine Rattenfänger-Miniatur; Emma Watson allerdings, die in der unterkomplexen Rolle der verführten Unschuld arg wenig zu tun hat, wünscht man dringend Aufgaben, die ihrem Potenzial gerecht werden. Am Ende bleibt The Circle so platt und plakativ wie die Catchphrases, mit denen die Circlers ständig um sich werfen: Sharing is caring. Secrets are lies. Privacy is theft. Ja eh.

 

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