ray Filmmagazin » Drama » United States of Love / Zjednoczone stany milosci

United States of Love / Zjednoczone stany milosci

United States of Love / Zjednoczone stany milosci

| Pamela Jahn |

Bildstarkes Panoptikum des trostlosen Begehrens

Werbung

Vier Frauen in der polnischen Provinz, irgendwo im Nirgendwo. Im Osten geht die Wende um, doch von Freiheit und Zukunftsoptimismus ist in der abgelebten Plattenbausiedlung bisher noch wenig zu spüren. Hier, in einem Alltag aus gezähmter Sehnsucht und grauer Tristesse, schwärmt Agata (Julia Kijowska) heimlich für den adretten Priester im Ort und droht mit der ganzen angestauten Leidenschaft im Bauch, das Glück ihrer eigenen Ehe aufs Spiel zu setzen. Die Schulleiterin Iza (Magdalena Cielecka) dagegen musste sich schon viel zu lange mit der Rolle der versteckten Geliebten begnügen und hofft deshalb nun verzweifelt auf eine gemeinsames Leben mit ihrem Arzt Karol, als der verwitwet ist. Ihre jüngere Schwester Marzena (Marta Nieradkiewicz), deren Mann seit Jahren im Westen arbeitet, klammert sich lieber an ihren Traum von der großen Modelkarriere, auch wenn es bisher nur zur Aerobic-Lehrerin gereicht hat, was für ihre bereits in die Jahren gekommene Nachbarin Renata (Dorota Kolak), die sich umgeben von einer Schar von Kanarienvögeln in der Einsamkeit eingerichtet hat, Grund genug ist, sich nach ihr zu verzehren. Gleichzeitig, und doch jede für sich allein, versuchen sie vergeblich aus dem fatalen Spiel unterdrückter Obsessionen auszubrechen, dass die trostlose Realität des ewigen Wartens für sie bereithält, während Regisseur und Drehbuchautor Tomasz Wasilewski ihre individuellen Schicksale episodenartig und mit inszenatorischer Präzision in die Breitwandbilder seines dritten Spielfilms rückt.

Auf der Berlinale 2016 wurde der 1980 geborene Wasilewski dafür mit dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch ausgezeichnet, aber auch die Kameraarbeit von Oleg Mutu, der für Cristi Puiu und Cristian Mungiu bereits ähnlich markante wie beklemmende Farb- und Bilderwelten geschaffen hat, hat einen wesentlichen Anteil am Gelingen des Films. Immer wieder beschneiden die statischen Einstellungen den Bewegungsspielraum der Protagonistinnen, drängt sie nach außen ab oder lässt sie verlassen in den kargen, ausgewaschenen Tableaus verharren, als seien sie nicht mehr als lebendige Stillleben ihrer leidenden Seelen. Die formale Entschlossenheit kann zwar mitunter konstruiert wirken und mag an quälender Wucht verlieren. Dennoch bleibt man den Figuren bis zum bitteren Ende seltsam reserviert verbunden, egal wie sehr oder vor allem, weil sie immer wieder gedemütigt, beschimpft, missbraucht oder geschlagen werden, wenn sie sich nicht selbst erniedrigen. Angenehm anzuschauen ist das nicht immer – aber abwenden sollte man sich deshalb auch nicht.

 

bannerKinoprogramm