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Patti Cake$

| Pamela Jahn |

Modernes Underdog-Märchen mit Herz und griffigen Beats

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So cool, wie sie tut, ist Patricia Dombrowski (Danielle Macdonald) gar nicht. Da helfen auch keine protzigen Künstlernamen wie Killa P und Patti Cake$. Aber wer wie Patti in den taffen Straßen von New Jersey aufwächst, hat im Grunde keine andere Wahl. Wegen ihrer überschüssigen Pfunde gemobbt und von der versoffenen Mutter (Bridget Everett) schikaniert, bleibt ihr nicht viel mehr als die Musik, um den Verstand nicht ganz zu verlieren. Und Rap ist halt ihr Ding. Im schonungslosen Sprechgesang schüttelt sie sich den Frust von der Seele, macht sich Luft und schwärmt von einer besseren Zukunft, anderswo, und mit ein bisschen Glück als echter Star, so wie ihr großes Idol, der Rapper O-Z. Aber erstmal geht es ums blanke Überleben, und dafür muss Geld her. Ein Catering-Job bringt zunächst die nötige Hoffnung und genügend Kohle, um damit nicht nur die Haushaltskasse zu unterstützen, sondern auch einen Termin in einem semi-professionellen Tonstudio zu finanzieren, den ihr bester Freund und Rap-Partner Jheri eingefädelt hat. Doch nichts kommt schließlich, wie es soll, und deshalb braucht es erst den etwas wundersamen Punk-Rocker Basterd und dessen improvisiertes Musik-Equipment, um Patti und ihre Posse, zu der übrigens auch ihre an den Rollstuhl gefesselte Oma Nana (Cathy Moriarty) gehört, mit einem vielversprechenden Demo-Tape auf die richtige Spur zu bringen.

Etwas schablonenhaft, aber derart charmant und voller verspieltem Elan kommt dieser Film daher, dass man, ob Rap-Freund oder Feind, am Ende eigentlich gar nicht anders kann, als mit leichten Sprüngen das Kino zu verlassen und seines Weges zu ziehen. Natürlich ist die Geschichte nicht neu und auch die Beats sind keineswegs jedermanns Sache. Müssen sie jedoch in dem Fall auch nicht sein. Denn der Musikvideo-Experte Geremy Jasper hat gut daran getan, sich für sein Spielfilmdebüt nicht allzu weit aus dem Fenster zu lehnen und stattdessen mit dem zu experimentieren, was Patti am besten kann: rappen und träumen.

Die schäbige Hinterhofästhetik ist denn auch mit genügend Neon und Graffiti durchsetzt, um den harschen Tönen des Films entsprechend Kontra zu bieten, während Danielle Macdonald alles daran setzt, um aus diesem Film als eine kleine Entdeckung vorzugehen. Anders als Eminems 8 Mile oder Lee Daniels’ Precious, zu denen Jaspers Drehbuch zweifelsohne Parallelen aufweist, ist Patti Cake$ ein Wohlfühlfilm durch und durch, ohne (zu) viel Drama und dafür mit umso mehr Herz und ein paar äußerst griffigen Melodien, die sich im Nachhinein nur schwer wieder aus dem Ohr ziehen lassen.

 

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