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A Ghost Story

Filmkritik

A Ghost Story

| Marietta Steinhart |
Ballade eines einsamen Hausgeistes

Jeder, der jemals jemanden geliebt und verloren hat, weiß, dass Erinnerungen zunächst schmerzhaft hartnäckig sein können und dann im Dunst der Geschichte verblassen.

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Ein Mann, gespielt von Casey Affleck, und seine Frau (Rooney Mara) leben in einem Haus in Texas. Sie sind verliebt, aber ein bisschen frustriert. Sie möchte wegziehen und neu anfangen; er will all der Erinnerungen wegen bleiben. Es wird wenig über die beiden gesagt, und wir hören ihre Namen nie. Aus flüchtigen Gesprächen können wir erraten, dass ihre Beziehung bessere Tage gesehen hat, aber was immer sie bedrückt, verschwindet in einer zärtlichen Umarmung. Später hängt Affleck tot über dem Lenkrad eines Autos, aber sein Geist verweilt. Er geht unter einem weißen Leintuch mit zwei ausgestanzten Augenlöchern aus der Leichenhalle nach Hause. Seine Frau kann ihn nicht sehen, und er muss beobachten, wie sie zuerst in Verzweiflung versinkt, und dann langsam versucht, loszulassen. In seltenen Fällen lässt er die Lichter vor Eifersucht flackern, wenn sie einen Kerl mit nach Hause bringt, aber meist lungert er verlassen in einer Ecke. Einige Zeit später ist sie weg, und er bleibt im Haus, während Mieter kommen und gehen und die Zeit unvermeidlich vorwärts drängt. In einer Szene steuert ein Typ seine Lebensphilosophie über die Bedeutungslosigkeit der Existenz bei. Schließlich werden wir vergessen, sagt er, und das Universum verschlingt sich selbst.

Es ist ziemlich traurig, und die Musik von Daniel Hart vertieft die Melancholie, aber der Geist ist die verspielte Phantasie eines Fünfjährigen. Wenn David Lowerys letzte Zusammenarbeit mit den Schauspielern, Ain’t Them Body Saints, eine poetische Ode an die ewige Liebe war, dann ist sein neuer Low-Budget-Film eine zarte Träumerei von der einsamen Ewigkeit. Ghost – Nachricht von Sam mit einem erotischen Töpfer-Intermezzo ist es nicht. Der texanische Filmemacher befasst sich auf eine erstaunlich unkonventionelle Weise mit existenziellen Fragen über den Lauf der Zeit und die fehlende Bedeutung, die unser Leben womöglich im großen Plan der Dinge hat. Manchmal hängt er unangenehm lang an einem Bild, gerahmt in das quadratförmige 1:1,33-Vintage-Format und zwingt uns, darüber nachzudenken, was wir sehen. Er hat das Slow Cinema der Regisseure Tsai Ming-liang und Apichatpong Weerasethakul als Inspiration zitiert, und auch Poltergeist. Aber A Ghost Story hat eine eigene, zutiefst zärtliche Seele, die hoffentlich noch lange verweilen wird, auch wenn wir längst gewesen sind.