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Filmkritik

Red Sparrow

| Ralph Umard |
Verwicklungsreicher Thriller als Starvehikel für Jennifer Lawrence

Innerhalb weniger Jahre ist Jennifer Lawrence zu einem der angesagtesten Filmstars avanciert. Die heute 27-Jährige aus Louisville, Kentucky, gilt mittlerweile als höchstbezahlte Schauspielerin der Welt. Mit der Hunger-Games-Filmreihe wurde sie international berühmt, für ihre Rolle in Silver Linings Playbook (2012) erhielt sie einen Oscar als beste Darstellerin. Und so war (der mit ihr nicht verwandte) Francis Lawrence, der die begabte junge Schauspielerin  bereits als Regisseur bei drei Hunger-Games-Folgen gut kennen gelernt hatte, mit seinem Team verständlicherweise darum bemüht, möglichst viel Kapital aus seiner Hauptdarstellerin zu schlagen. Dauernd ist ihr Gesicht in Großaufnahmen zu sehen, sogar zu ziemlich explizite Nacktszenen war sie bereit. Sie spielt ihre Rolle mit relativ geringem mimischen Ausdruck, einmal sieht man immerhin Hass in ihren Augen aufblitzen. Physisch freilich wird ihr hier, ähnlich wie unlängst schon von Darren Aronofsky für den Horror-Psychothriller Mother!, sehr viel abverlangt.

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Zu Beginn ist Lawrence als gefeierte Primaballerina Dominika Egorowa zu sehen. Ihre Karriere endet abrupt, als sie sich bei einem Auftritt das Kniegelenk auskegelt. Widerstrebend nimmt sie das Angebot ihres verschlagenen Onkels Vanya an, für den russischen Geheimdienst zu arbeiten. Dazu muss sie sich einer erniedrigenden Ausbildung zum Lustobjekt unterziehen, um Politiker oder gegnerische Agenten mittels erotischer Verführung und Suggestion zu ködern.

Die langen Trainings-Sequenzen unter Leitung einer offenkundigen Sadistin (gespielt von keiner Geringeren als Charlotte Rampling) wirken auf Dauer fast schon spekulativ. Dann wird die schöne Rekrutin auf einen CIA-Agenten in Budapest (Joel Edgerton) angesetzt – wo sich, man ahnt es gleich, eine gefährliche Liebschaft anbahnt. Ein Vergleich mit Atomic Blonde liegt nahe, aber dort weckt das von Charlize Theron und James McAvoy gebildete Gespann mehr Interesse als das Duo hier. Auch die zentralen Filmfiguren sind in Atomic Blonde eingehender charakterisiert, die Action-Szenen und Stunts weit packender choreografiert. Red Sparrow ist ohne Zweifel von Francis Lawrence versiert in Szene gesetzt, weist aber so einige Mängel auf. So ist eine Nebenhandlung mit Dominikas behinderter Mutter unterentwickelt und wirkt letztlich wie ein Fremdkörper in diesem Thriller. Zudem ist es in der konfusen Schlussphase des ungelenken Doppelagenten-Dramas nicht  immer leicht, den Durchblick zu behalten, wer was warum gegen wen und in wessen Auftrag unternimmt.