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Der Buchladen der Florence Green / The Bookshop

Filmkritik

Der Buchladen der Florence Green

| Pamela Jahn |

Hübsch komfortables Lesesessel-Kino

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Edmund Brundish (Bill Nighy) kommt nicht, er lässt kommen. Erst die Bücher, dann die Buchhändlerin. Seit dem Tod seiner Ehefrau verkriecht sich der einsame Herr mit dem sturen Schmerz im Blick lieber auf seinem Anwesen am Rand des verschlafenen englischen Küstenstädtchens Hard-borough, als mit den Anwohnern jegliche, seien es auch noch so flüchtige, soziale Kontakte zu pflegen. Einzig der ebenfalls verwitweten und unendlich gutmütigen Florence Green (Emily Mortimer) soll es gelingen, das Eis zu brechen. Vor kurzem erst hat sie in dem alten, maroden und angeblich von Poltergeistern bewohnten Haus einen kleinen Buchladen eröffnet, an dem ihr Herzblut hängt. Mithilfe der Werke von Ray Bradbury und Vladimir Nabokov sowie ihrem ganz persönlichen Charme haucht sie dem überzeugten Einsiedler fortan neues Leben ein, wofür dieser sich mit regelmäßigen Bestellungen und schließlich einer Tasse Tee bedankt. Ganz im Gegensatz zu der so scharfzüngigen wie einflussreichen Landadeligen Violet Gamart (Patricia Clarkson), die sich von dem höchst unkonventionellem Lektüreangebot wenig begeistert zeigt und das Gebäude, in dem Florence ihr Geschäft und sich selbst eingerichtet hat, stattdessen in ein Kunst- und Kulturprojekt der gehobenen Art zu verwandeln gedenkt.

Wer den 1978 erstmals veröffentlichten, Roman von Penelope Fitzgerald kennt, der Isabel Coixets Verfilmung zugrunde liegt, weiß, dass die einst für den Booker-Preis nominierte Lektüre eine durchaus solide, bisweilen feurige Grundlage für eine Adaption bietet. Mit Präzision und einem trügerischen Humor, der unverhofft ins Tragische zu kippen versteht, schafft es die britische Autorin, nachhaltige Eindrücke ins Gedächtnis der Leser zu brennen. Der spanischen Regisseurin dagegen, die sich immer wieder gerne an literarischen Vorlagen versucht, mag es trotz aller Liebesmüh und einer durchaus engagierten Besetzung dennoch nicht recht gelingen, Fitzgeralds feiner Kritik am engstirnigen Spießbürgertum tatsächlich etwas Bleibendes abzugewinnen. Hinter dem gepflegten fünfziger-Jahre-Setting mit seinen idyllischen Landschaftsbildern und nostalgisch gedämpften Farben, verblasst das beabsichtigte Porträt einer engagierten Frau, die mit moderner Literatur gegen einen festgefahrenen Nachkriegssnobismus rebelliert, zu einem herzlichen, harmlosen Bilderbuchdrama, das in seinen besten Momenten von Bill Neighy und Patrica Clarkson (in ihrem dritten Film mit Coixet) mit einem Funken virtuosen Könnens beseelt wird.