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Filmkritik

Mile 22

| Ralph Umard |
Bombastisch in Szene gesetztes Action-Entertainment

Ich will einfach mehr Action, alles andere ist mir zu blöd“, erklärt eine von Cynthia Khan gespielte Polizistin im Hongkong-Krimi Ultra Force 3, ein Spruch, der kennzeichnend ist für die Machart dieses vom asiatischen Action-Kino inspirierten Films. Regisseur und Produzent Peter Berg, dem zuletzt mit Deepwater Horizon und Patriots Day zwei bemerkenswerte, auf realen Begebenheiten basierende Arbeiten gelungen waren, wollte nach eigenem Bekunden ein „kickass action movie“ machen, ohne sich groß um die Glaubwürdigkeit des Geschehens scheren zu müssen.

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Nun, das ist ihm gelungen, Mile 22 ist atemberaubend wie eine Achterbahnfahrt, rasend schnell geschnitten, mit Verfolgungsjagden, furiosen Feuergefechten, handfesten Keilereien, hohem Gore-Faktor und reichlich Kunstblut. Beim Action-Overkill bleibt den Akteuren allerdings kaum Zeit, ihre schauspielerischen Talente zu entfalten. Mark Wahlberg schreit und agiert hektisch, die familiären Probleme seiner Kampfgefährtin (Lauren Cohan) werden bloß angedeutet, Empathie empfindet man dabei nicht. John Malkovich äußert emotionslos ein paar Worte, ein Kurzauftritt, der offenbar dazu dient, die Credits aufzuwerten. Das der Handlung zugrunde liegende Rachemotiv ist absurd, die eingesetzte allumfassende Überwachungstechnik gehört in die Kategorie Science-Fiction.

Es gilt, entwendetes Caesium 139 zu sichern, mit dem Atombomben gebaut werden können. In einem fiktiven südostasiatischen Land – gedreht wurden die Straßenschlachten in Bogotá – soll ein CIA-Topagent (Wahlberg) mit einigen Elite-Soldaten den Mann, der weiß, wo der radioaktive Stoff versteckt ist, sicher von der US-Botschaft zum 22 Meilen entfernten Flughafen geleiten. Der Sicherheitschef des Landes versucht mit aller Gewalt, das zu verhindern.

Der mysteriöse Spion, der den Lageplan der Verstecke auf einer codierten Festplatte gespeichert hat, ist die wohl interessanteste Figur, gespielt wird sie von Iko Uwais. Peter Berg war auf den Indonesier durch dessen Rolle in dem Überraschungserfolg The Raid (2012) aufmerksam geworden. Hier in Iwais’ Hollywood-Debüt werden Kampfszenen aus The Raid und dessen Sequel variiert, allerdings mit etwas weniger expliziter Gewalt als im Original. Die vorherrschende Stimmung, Paranoia und Hysterie, evoziert beim Zuschauer streckenweise Stress und weckt beim Hongkong-Krimi-Fan mit Motorrad- und Glas-Stunts und multiplen Durchschüssen aus kurzer Distanz nostalgische Gefühle.