ray Filmmagazin » Filmkritiken » Gruß vom Krampus
Gruß vom Krampus

Filmkritik

Gruß vom Krampus

| Angela Sirch |
Einblick in eine faszinierende Fabelwelt – gestern und heute

Wir alle kennen ihn: den Krampus. Manche als Begleitgestalt des Heiligen Nikolaus bei Besuchen in Kindergarten und Schule oder als Schokoladefigur. Wer jedoch einen Adventmarkt in den ländlichen Gegenden Österreichs besucht, lernt den Krampus von einer ganz anderen Seite kennen. In Fellgewändern, mit kunstvoll geschnitzten, aber deshalb nicht minder beängstigenden Masken, aus dünnen Ästen oder Pferdehaar zusammen gebundenen Ruten und ohrenbetäubendem Lärm ziehen, meist zur Dämmerung, die Perchten durch die Straßen und lassen Zimtduft und das vorweihnachtliche Lichtermeer herbem Ziegengeruch und brennenden Fackeln weichen. Sogar als Erwachsener kriecht einem bei dem Anblick die Gänsehaut über den Rücken, man wird von einer seltsam anmutenden Faszination für diese furchteinflößenden Fabelwesen erfasst. Doch kaum einer weiß, woher die Tradition stammt, welche interessanten Geschichten und Figuren zu der Mythologie dazugehören und nach welchen Regeln der Krampus heute sein Unwesen treibt.

Werbung

Regisseurin und Produzentin Gabriele Neudecker beleuchtet in ihrem Dokumentarfilm das Brauchtum und die neu entfachte Leidenschaft dafür, vor allem auch unter jungen Menschen. Dabei schafft sie eine gute Mischung aus Geschichte, der Arbeit der Passen (eine Gruppe von Krampussen und Perchtenläufern), heutigen Herausforderungen und dem Festhalten und Loslassen von Traditionen. Neben dem Krampus, Frau Percht oder der Habergeiß und ihren Rollen im Spiel der Jahreszeiten, die von Expertinnen und Experten erklärt werden, deren Texte leider manchmal etwas einstudiert vorgetragen werden, erfährt man etwa auch von den mittlerweile notwendig gewordenen Sicherheitsleuten bei großen Perchtenläufen. Diese bringen nicht nur Krampusse zur Räson, sondern schützen auch die Krampus-Darsteller vor manch wild gewordenem Zuschauer.

Manche der Passen sind nach wie vor strikte Männervereine, doch andere Traditionen hat man längst hinter sich gelassen. So versucht man die Figur des Krampus von der schwarzen Pädagogik loszulösen und kommt auf ein Kennenlernen mit dem Krampus in Kindergärten, Schulen aber auch Flüchtlingsunterkünften vorbei, um die Angst zu nehmen. Gruß vom Krampus bietet nicht nur einen sehr umfassenden Einblick in das Brauchtum und die leidenschaftliche Arbeit der Perchtenläufer, die den Großteil des Jahres an ihren handgemachten Kostümen sitzen und sehr viel Zeit, Geld und Schweiß in ihr Hobby investieren, sondern ist auch auf der Bildebene mit einem guten Blick für Stimmung und Sinn fürs Detail gelungen.