Filmkritik

Colette

| Pamela Jahn |

Erfrischend unterhaltsames Literatinnen-Biopic

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Langsam wird es unübersichtlich in der Menge von Künstlerporträts, die heuer unsere Leinwände bespielen. Auf Gundermann, Auguste Rodin, John Callahan (in Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot) und das Queen-Biopic Bohemian Rhapsody (um nur einige Beispiele zu nennen) folgt nun also Colette über die französische Schriftstellerin Sidonie-Gabrielle Colette, deren „Claudine“-Romane einst ihren Erfolg begründeten, auch wenn zunächst ihr Ehemann Henry Gauthier-Villars (in Paris stadtbekannt als „Monsieur Willy“) den Ruhm für sie erntete. Von dieser Zeit im Leben der unkonventionellen Autorin erzählt Wash Westmoreland in seinem anregenden Kostümdrama, und es gelingt ihm, die Ungezwungenheit und Charakterstärke seiner Hauptfigur auch auf den Film insgesamt zu übertragen.

Aus dem burgundischen Hinterland kommt Colette (wie sie sich damals noch nicht nannte) als junge Zwanzigjährige in das brodelnde Paris der Belle Epoque, nachdem sie, noch halb grün hinter den Ohren, dem berüchtigten Lebemann Henry Gauthier-Villars verfallen war und der das augenscheinliche Mauerblümchen zur großen Überraschung der Pariser Gesellschaft tatsächlich zur Frau genommen hatte. Doch für Monsieur Willy ändert sich aufgrund der Tatsache wenig, zumal er auch in der neuen Wohngemeinschaft mit der jungen Gattin keinerlei Anstalten macht, seinen bis dahin mit viel Lust und Erfolg geführten Lebensstil zu ändern. Ungeniert lebt er seine zahlreichen Affären vor Colettes Augen aus, entschuldigt sich, um sie anschließend aufs Neue zu demütigen.

Gleichzeitig fördert er, nicht zuletzt aus Geldnot, ihre anfänglichen Schreibversuche, bis er sie irgendwann in der Wohnung einschließt, damit sie für ihn ihre Kindheits- und Jugenderinnerungen aufschreibt. Und Colette fügt sich, am Anfang zumindest, macht gute Miene zum bösen Spiel, bis der Erfolg ihrer ersten Romane auch ihr Selbstbewusstsein beflügelt und sie ihren Mann verlässt, um als Frau und als Schriftstellerin auf eigenen Beinen zu stehen.

Für Keira Knightley ist diese Colette ein Geschenk, auch wenn man zunächst durchaus Bedenken hegen darf, ob man die mittlerweile 33-jährige Britin wirklich noch einmal in einem Historiendrama sehen möchte. Doch Regisseur Westmoreland beweist nicht nur ein sicheres Händchen bei der Damenwahl: Neben Knightleys elektrisierendem Frauenzimmer – scharfsinnig, sexy, strahlend und sympathisch – haucht Dominic West seinem Willy derart Leben ein, dass er aufpassen muss, Colette nicht auch noch in ihrem eigenen Biopic die Schau zu stehlen.