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Womit haben wir das verdient?

Filmkritik

Womit haben wir das verdient?

| Jakob Dibold |
Ob halal oder nicht – Lachen ist nicht immer gesund.

Humor schreibt man ja mitunter die Kraft zu, zur Beschäftigung mit ernsten und gesellschaftlich aktuellen Themen zu motivieren und Berührungsängste in Bezug auf das Andere und Fremde zu verringern – das Vorhaben, eine Culture-Clash-Komödie über den Islam in Europa zu machen, lässt sich also durchaus gut begründen. Das ohnehin schon komplizierte Patchwork-Familienleben rund um die sich selbst als feministisch und weltoffen einschätzende Wanda (Caroline Peters) ist um eine maßgebliche Facette reicher, als Tochter Nina (Chantal Zitzenbacher) sich per Online-Konvertierungs-Tool zur Muslima macht und fortan Fatima genannt werden möchte. Als Nina/Fatima einem heimlich homosexuellen Bekannten aus der Gemeinde auch noch die Scheinehe verspricht, spitzt sich die Lage zu. Im Gegensatz zu Vater und Ex-Mann Harald (Simon Schwarz) erweist sich Hanife, die Mutter von Ninas/Fatimas muslimischer Schulfreundin Maryam, als unerwartete Unterstützung in der neuen Situation: Sie selbst möchte ihre eigene Tochter vehement vor dem altmodischen Frauenbild schützen, das die frisch Konvertierte mit großem Eifer vertritt.

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Vor allem die Begegnung der beiden Mütter aus unterschiedlichem Umfeld könnte den Film tatsächlich hervorragend weitertragen, freut man sich: Sie erstrahlt als heller Hoffnungsschimmer, der die bedrohliche Fülle an Flachwitz und Klamauk-Musik um einiges verzeihlicher werden ließe. Bloß, die Beziehung zwischen den beiden wird bedauerlicherweise im Folgenden nicht wirklich vertieft. So bekommen wir außer kürzest abgehandelten Fußnoten zu den Stichworten Ramadan, Halal und Moschee nicht mehr wirklich viel von Hanife zu sehen, was nicht nur deshalb ein Jammer ist, weil dadurch unter anderem genug Zeit bleibt, Wanda und Harald in Vollverschleierung mit dem uniformierten Gesetz in einen Konflikt-Sketch zu zwängen, der einen Hauch von Villach nach Wien trägt.

Leider, leider: Womit haben wir das verdient? begnügt sich zu oft mit Komik, die an der Oberfläche kratzt und lässt humoristische Strategien, die ihr potenzielles Naheverhältnis zu kritischer Reflexion nicht scheuen, weitestgehend unwirksam bleiben. So kann schlussendlich auch der Gestus eines Happy Ends, das sich vorsichtig in Richtung eines gemeinsamen Fortschritts neigt, nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Art und Weise, in der man die Kulturen hier filmisch aufeinanderprallen lässt, nicht wirklich jener entspricht, die aus solchen Clashes etwas Positives entstehen lässt. Insgesamt: Humorgeschmackssache.