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Filmkritik

Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück / Hector and the Search for Happiness

| Alexandra Seitz |

Aufwändige, anspruchsvolle und aussagekräftige Romanverfilmung

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In seiner Eigenschaft als Psychiater hat Hector ziemlich viel mit dem Unglück anderer Menschen zu tun. Tagaus tagein sitzen sie auf seiner Couch, klagen ihm ihr mal größeres mal kleineres Leid und Hector bemüht sich nach Kräften zu helfen. Doch wo bleibt dabei er selbst? Wo bleibt Hectors Zufriedenheit? Wo bleibt sein Glück? Und wie soll er anderen zur Seite stehen, wenn selbst er nicht weiß, was das Ziel ist? Also macht Hector sich eines Tages auf den Weg herauszufinden, was das Glück sei. Er lässt seine einigermaßen irritierte Freundin Clara in London zurück und reist in die weite Welt, Antworten zu finden.

Auf dem Flug nach Shanghai – China ist Hectors erste Station – begegnet er dem Geschäftsmann Edward, der ihm eine
Nacht des Luxus und der Ausschweifungen spendiert und ihn mit der kapitalistischen Idee vom Glück, der materiellen, bekannt macht. Von dort aus geht es weiter in die Berge, wo Hector einen buddhistischen Mönch aufsucht, der ein genau konträres Konzept vom Glück, das spirituelle, vertritt. Danach besucht Hector seinen alten Freund aus Studententagen, der in einer Klinik in Afrika arbeitet, und lernt in der Praxis und am eigenen Leib, worauf das Glück sich reduziert, wenn’s hart auf hart kommt: auf das bloße Lebendigsein. Und so geht es weiter.

Die Vorstellungen vom Glück, die Hector im Laufe seiner Studien- und zugleich Bildungsreise vermittelt werden, sind die landläufigen, gängigen, konventionellen. Das aber macht sie noch lange nicht banal und daran lässt Peter Chelsom in Hector and the Search for Happiness (nach François Lelords 2002 erschienenem Roman „Le voyage d’Hector ou la recherche du bonheur“) auch keinen Zweifel. Den Erkenntnissen, die Hector in sein Forschungsberichtsbuch einträgt, mag mitunter etwas Kalenderspruchhaftes anhaften, gewonnen aber werden sie im Zuge von Ereignissen, deren Bedeutung, Wert- und Sinnhaftigkeit für die Figuren Hector und Clara außer Frage steht.

Weder Hector noch Clara werden als außergewöhnlich, sonderlich herausragend oder sonst irgendwie exzeptionell vorgestellt; sie erscheinen vielmehr in der Charakterisierung durch Simon Pegg und Rosamunde Pike als der Identifikation leicht zugängliche Persönlichkeiten, deren Nöte wie Freuden einem vertraut sind. Pegg mischt in Hector den unschuldigen Narren mit Charaktertiefe und Pike in Clara das Feinnervige mit dem Patenten. Sie sind sympathisch, sie sind normal, sie haben das Glück verdient.