Joseph Gordon-Levitt – 7500

Filmkritik

7500

| Pamela Jahn |
Spannendes Regiedebüt mit Potenzial

Alles wie immer. Routine-Checks, ein bisschen Small Talk mit den Stewardessen, die üblichen Vorbereitungen nehmen ihren Gang. Der Kapitän Michael Lutzmann und sein Erster Offizier Tobias Ellis (Joseph Gordon-Levitt) bereiten den Abflug eines Airbus A319 von Berlin nach Paris vor. Besondere Vorkommnisse gibt es keine. Ein paar Fluggäste sind spät dran, aber auch das ist nichts Neues. Mit an Bord sind 84 Passagiere und Ellis’ Frau Gökçe (Aylin Tezel), die als Flugbegleiterin arbeitet. Die beiden nutzen eine ruhige Minute, um ein paar Alltagsfragen, die ihren kleinen Sohn betreffen, zu klären. Dann geht es los, die Maschine hebt ab, und der Flug nimmt seinen verhängnisvollen Lauf.

Denn plötzlich bahnen sich Terroristen mit aus Glas gebastelten Waffen den Weg zum Cockpit und drängen auf Einlass. Es folgen Minuten (gefühlte Stunden) eines Kampfes zwischen Piloten und Attentätern, allein die verriegelte Cockpittür verhindert das Allerschlimmste. Doch auch das, was dann passiert, ist schrecklich genug, denn Ellis, verwundet und allein für die Sicherheit der Passagiere verantwortlich, sieht sich plötzlich gezwungen, unmögliche Entscheidungen treffen zu müssen, auf die ihn kein Flugtraining, keine Ausbildung und auch sein Privatleben nicht vorbereitet haben.

Patrick Vollraths Spielfilmdebüt ist großes Kino, solange er sich ganz auf den Spannungsaufbau konzentriert: Die Vorbereitungen der Terroristen, die Geschehnisse im und vor dem Cockpit, die mehr oder weniger in Realzeit ablaufen, die Ultimaten sowie die Unmöglichkeiten der Abwägung des Kopiloten über Leben und Tod. All das ist extrem fesselnd und so klug inszeniert, dass man förmlich in den Kinosessel gepresst wird. Dass man sich so nah dran fühlt, ist in erster Linie der geschickt ins Cockpit gequetschten Kamera und Gordon-Levitts eindringlichem, aufrichtigem Spiel zu verdanken, das ohne große Gesten und Attitüden auskommt, sondern sich allein auf den Moment, die Situation, die Gefahr konzentriert.

Problematisch wird es im Grunde erst, als Vollrath umschwenkt, um nach möglichen Lösungen und Motiven zu suchen, und sich dabei allzu sehr in Klischees und Sentimentalitäten verstrickt, was dazu führt, dass der Film zunehmend an Hochdruck verliert und zum Ende hin so absturzgefährdet scheint wie der Flieger, um den er sich dreht.

Man hat das Gefühl, dass der Film zu viel will, nämlich alles richtig machen, alles ansprechen und alles echt wirken lassen – was ein enormes Unterfangen bedeutet. Aber man merkt auch, dass hier ein Regisseur am Werk ist, der enormes Potenzial und eine große Zukunft im Kino hat, solange er bereit ist, das nötige Risiko einzugehen.