Fair Game

| Alexandra Seitz |

Politisches Ehe-Drama mit Star-Besetzung und Wohlfühl-Faktor

Im Jahr 2003 veröffentlichte Joseph Wilson, ehemaliger Diplomat und Manager einer Consulting-Firma, in der „New York Times“ einen Artikel, in dem er die Bush-Administration beschuldigte, Informationen über angebliche Massenvernichtungswaffen im Irak manipuliert zu haben, um eine Invasion zu rechtfertigen. Eine Woche später wurde in einer Kolumne in der „Washington Post“ Wilsons Frau Valerie Plame als CIA-Agentin enttarnt. Eine Kampagne schloss sich an, die das Ehepaar Wilson in jeder erdenklichen Hinsicht diskreditieren sollte. Auch Valerie hatte sich im Weißen Haus keine Freunde gemacht, hatten ihre irakischen Kontakte doch keinerlei Hinweise auf die viel zitierten „weapons of mass destruction“ ergeben. Dank der unermüdlichen Gegenwehr vor allem Joseph Wilsons wuchs sich die Sache schließlich zu einem handfesten Skandal aus, im Zuge dessen Irving Lewis Libby Jr., ein hoher Beamter im Büro des Vize-Präsidenten, angeklagt, verurteilt (und von Präsident Bush gleich wieder begnadigt) wurde. Nach einem Drehbuch der Brüder Jez und John-Henry Butterworth – das auf den beiden Memoiren „The Politics of Truth“ von Joseph Wilson und „Fair Game“ von Valerie Plame Wilson beruht – erzählt Doug

Liman die Geschichte dieses Skandals nah an den Fakten in der Form eines Ehedramas. Denn die Beziehung von Valerie und Joseph, beide erfolgreich und dementsprechend schwer beschäftigt, droht unter dem Druck der Intrige zu zerbrechen. In der Bewährungsprobe rächt sich ein Mangel an Kommunikation, erweisen sich die charakterlichen Unterschiede zwischen ihnen als schier unüberwindlicher Graben, droht neben Angriffen von außen auch noch der innere Zerfall. Dank Naomi Watts und Sean Penn in den Rollen der Eheleute bietet Fair Game vor allem auf dieser Ebene des Privaten mehr als die routiniert rasante Inszenierung, mit der Liman den komplexen Stoff als Aufeinandertreffen zweier divergierender Polit-Mechanismen erschließt: Er lässt die CIA-Beamten, die mit der Interpretation empirisch erhobener Daten, also der Deutung von Realität, beauftragt sind, kollidieren mit Politikern, deren verschworenes Ziel die Erzeugung einer davon abweichenden Wirklichkeit ist. Fair Game hätte ein rundum gelungener Film werden können, hätte Liman der Konvention der US-amerikanischen Selbstbeweihräucherung entsagt. Doch leider wird der Frau einmal mehr der Wert der Familie implantiert, während der Mann draußen in der Welt eine Rede halten darf, die die Selbstheilungskräfte einer schwer angeschlagenen Demokratie beschwört. Halleluja!