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Die Eiserne Lady

Die Eiserne Lady

| Jörg Schiffauer |

Die Eiserne Lady – Biopic über Großbritanniens umstrittene Premierministerin Margaret Thatcher

Die Darstellung historischer Persönlichkeiten zählt unter Schauspielern zu den heiß begehrten Rollen, sind damit – bei entsprechend akkurater Bewältigung der Aufgabe – diverse Preise und Auszeichnungen erfahrungsgemäß schon vorprogrammiert. Mit Meryl Streep, zweifellos einer der großen Schauspielerinnen der Gegenwart in der Rolle Margaret Thatchers – von 1979 bis 1990 Großbritanniens erste Premierministerin –, schien auch die Gefahr, dass sich die Darstellung einer Figur der jüngeren Zeitgeschichte, die im kollektiven Gedächtnis noch stark präsent ist, auf Äußerlichkeiten im Sinn eines look-alike Bewerbs beschränkt, schon einmal gebannt.

An Meryl Streep liegt es dann auch am wenigsten, dass The Iron Lady die hochgesteckten Erwartungen unerfüllt lässt. Dafür verantwortlich ist  zunächst einmal der merkwürdige Fokus von Phyllida Lloyds Inszenierung, der sich auf eine Margaret Thatcher in hohem Alter und von beginnender Demenz sichtbar gezeichnet, richtet und überwiegend aus dieser Perspektive ihr Leben Revue passieren lässt. Episodenhaft wird auf Aufstieg und Niedergang einer einstmals mächtigen Politikerin zurückgeblickt, doch aus der erwähnten Perspektive der Titelfigur bleibt diese Rückschau weitgehend –  aus Alters-milde mit sich selbst oder einfach krankheitsbedingt – weichgespült. Politisches Agieren wird dabei allzu sehr und vor allem zu simpel auf Prägungen persönlicher Natur zurückgeführt. Das wäre ein psychologisch zwar durchaus reizvoller Ansatz, wenn dadurch die Abgründe eines Charakters – und daraus folgend sein Handeln – tragische Ausmaße von Shakespear’scher Dimension bekommen wie in Oliver Stones Nixon.

Doch im Fall von The Iron Lady steht das Anekdotische im Vordergrund: Die beinharte neoliberale Wirtschaftspolitik Thatchers wird dabei ein wenig verniedlichend auf ihre Wurzeln als Tochter eines Greißlers samt entsprechenden Denkmustern reduziert; für die Folgen dieser Politik, die Zehntausende ins soziale Elend stürzte, bleibt nur mehr wenig Raum. Und dass die „eiserne Lady“ einen Krieg um einige Felsbrocken im Atlantik, bekannt als Falklandinseln, anzettelte, reduziert Regisseurin Phyllida Lloyd – die ihren größten Erfolg mit dem ultimativen Feelgood-Movie Mamma Mia feierte– auf Thatchers Bestreben als Frau in einer von Männern dominierten Sphäre ernst genommen zu werden. Meryl Streep tut zwar ihr Bestes, um dieser Figur schärfere Konturen abzuringen, doch das zu sehr ins  sentimental Private abdriftende Drehbuch macht ihr das nicht gerade leicht. Immerhin war ein Golden Globe für Streep Entschädigung für die Mühe.