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Pompeii

| Jörg Schiffauer |

Gladiatoren unter dem Vulkan

Der gewaltige Vulkanausbruch, der im Jahr 79 die Stadt Pompeji vernichtete, zählt zu den bekanntesten Katastrophen der Geschichte, die Augenzeugenberichte des Plinius zeichnen ein eindrucksvolles Bild dieses Unglücks von monumentalem Ausmaß. Kein Wunder also, dass dieses Untergangsszenario in Büchern und Filmen häufig Eingang in die Populärkultur gefunden hat. Weil jedoch Roland Emmerich das „Disaster-Movie“ gleichsam neu definiert hat – zumindest was spektakuläre Zerstörungswut angeht – reicht eine simple Naturkatastrophe als zentrales Element nun nicht mehr aus.

Also bedient sich die neue Auflage der Vernichtung von Pompeji eines kleinen Rückgriffs auf die in den fünfziger und sechziger Jahren beliebten Monumental- und Sandalenfilme und baut ein bewährtes Drama vor historischer Kulisse ein. Im Zentrum steht dabei Milo, Angehöriger eines keltischen Stammes, der sich gegen die römischen Besatzer auflehnt. Was keine so gute Idee ist, denn das Imperium schlägt unerbittlich zurück und den Aufstand nieder. Weil Tribun Corvus zudem ein Proponent der vae-victis-Politik ist, werden alle Aufrührer hingemetzelt. Milo, noch ein kleiner Bub, muss zusehen, wie seine Eltern ermordet werden, er selbst fristet fortan ein Leben als Sklave. 17 Jahre später findet sich Milo – wir schreiben mittlerweile das ominöse Jahr 79 – als schlagkräftiger Gladiator in Pompeji wieder, der in die örtliche Arena geschickt wird – und ausgerechnet Corvus soll dabei als Ehrengast anwesend sein. Zuvor entspinnt sich noch eine zarte Romanze zwischen Milo und Cassia, Tochter eines einflussreichen Bürgers der Stadt, was aufgrund des Standesunterschieds nicht ganz unproblematisch ist. Weil zudem auch Corvus ein Auge auf die junge Dame geworfen hat, sind Zores vorprogrammiert. Und dann bricht auch noch der Vesuv aus.

Paul W.S. Anderson, der als Regisseur von drei Filmen aus der ResidentEvil-Reihe gezeigt hat, dass er Genre-Kino bevorzugt, bei dem es handfest und geradlinig zur Sache geht, setzt auch Pompeii entsprechend zünftig in Szene. Historische Genauigkeit spielt da naturgemäß keine Rolle, stattdessen werden Charaktere und Konfliktsituation in bester Sandalenfilm-Manier nach einem klar definierten Gut-Böse-Schema präsentiert, wobei vor allem Kiefer Sutherland die Rolle des schurkenhaften Corvus auskostet. Dass man mittels CGI-Technik einen Vulkanausbruch der spektakulären Art hervorzaubern kann, ist im modernen Katastrophenkino ja mittlerweile Standardprozedur – „Morituri te salutant“ im digitalen Zeitalter.