Hans-Peter Wipplinger, Direktor der Kunsthalle Krems, im Gespräch über seine demnächst beginnende umfangreiche Yoko-Ono-Retrospektive sowie über sein Verständnis von Museumsarbeit.
Mit der bevorstehenden umfangreichen Ausstellung zu Yoko Ono, die zur Eröffnung anwesend sein wird, ist Hans-Peter Wipplinger, geboren 1968 in Schärding, erneut ein großer Coup gelungen. Die Kunsthalle Krems steht hier als gleichberechtigter Partner neben der Frankfurter Schirn, dem Guggenheim Bilbao und dem Louisiana Museum im dänischen Humlebæk. Mit Yoko Ono ist Wipplinger seit mehr als zehn Jahren, als er eine Kuratorenausbildung am New Museum of Contemporary Art in New York absolvierte, befreundet. 2002 holte er sie für die viel beachtete Ausstellung „From My Window“ in der Galerie Klaus Engelhorn 20/22 zur Viennale. 2003 bis 2007 war er Direktor des Museums Moderner Kunst in Passau. Seit 2009 leitet Wipplinger die Kunsthalle Krems. Er kuratiert(e) Ausstellungen u.a. zu Beuys, Spoerri, Gelatin, Sarah Lucas, Picabia, (aktuell) Kiki Kogelnik und Elfie Semotan sowie mehrere Themenretrospektiven. Neben seiner kuratorischen Tätigkeit ist er Herausgeber/Autor zahlreicher kunstgeschichtlicher Publikationen.
Wenden wir uns gleich einer praktischen Frage zu. Wenn man beschließt, eine große Yoko Ono-Ausstellung zu machen, wie viel Vorlaufzeit braucht man da? Und wie ist das Procedere?
Ich fixierte die Ausstellung mit Yoko Ono vor vier Jahren, als ich sie in Berlin traf. Damals gab es noch nicht die Idee, die von Max Hollein, dem Direktor der Frankfurter Kunsthalle Schirn, stammt, eine Art Europa-Tournee zu initiieren. Er hat das Guggenheim in Bilbao und das Louisiana Museum in Dänemark gewinnen können. Yoko Ono selbst wollte einen Teil der Werke in Wien zeigen, weil sie der Stadt sehr verbunden ist. Das kam jedoch nicht zustande, sodass wir uns freuen, die gesamte Retrospektive in der Kunsthalle Krems zeigen zu können.
Begonnen hat der Reigen in Frankfurt, aktuell läuft die Ausstellung in Dänemark. Wir erweitern sie um weitere 30 Arbeiten, die uns wesentlich erscheinen und bespielen die gesamte Kunsthalle mit dieser Präsentation.
Wie wird die Ausstellung aufgebaut und gestaltet sein?
Wir haben uns im Wesentlichen für eine thematische Gliederung entschieden, die sich auch chronologisch orientiert und Objekte, Filme, Fotografien, Kompositionen oder Installationen mit einbezieht. Die Schau beginnt mit frühen konzeptuellen Arbeiten aus den fünfziger und sechziger Jahren. Zentral in dieser Phase sind Onos Handlungsanweisungen, genannt „Instructions“, in denen sie vieles von dem vorwegnahm, was sie die folgenden Dekaden künstlerisch umsetzte. Die vier Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft spielen dabei eine große Rolle. Bei all diesen Arbeiten existiert eine enge Verbindung von Leben und Kunst, zwischen Realität und Utopie mit ausgeprägten Bezugspunkten zu politischen, kulturellen, ökologischen und sozialen Aspekten. Zahlreiche ihrer Arbeiten laden also dazu ein, als Besucher der Ausstellung aktiv zu werden, zu interagieren und – ganz im Sinne von Marcel Duchamp – das Werk als Betrachter erst zu komplettieren.
Wie sieht es mit ihren historischen Arbeiten aus? Existieren die noch, oder sind sie wenigstens dokumentiert?
Einiges aus ihrem Frühwerk wurde leider zerstört oder ging verloren. 1961 gab es eine erste Ausstellung in der New Yorker AG Gallery von George Maciunas. Verkauft wurde nichts, aber zum Glück fotografierte Maciunas die Werke, und somit sind diese Arbeiten fotografisch dokumentiert und in der Retrospektive präsent. Schön auch, dass viele ihrer frühen, fluxusorientierten Performances foto- bzw. videografisch gesichert sind. Ab Mitte der sechziger Jahre ist die Situation besser, da können wir auf berühmte Werke wie „Half-a-Room“ oder „Painting to Hammer a Nail (In)“ zurückgreifen. Insbesondere ihr avantgardistisches filmisches Werk wie Bottoms, Freedom oder Fly, das zu dieser Zeit einsetzte und einen einzigartigen Status in ihrem Werk einnimmt, ist in der Schau umfassend repräsentiert. Naturgemäß finden sich hier auch Querverweise auf ihr politisches Engagement, ihre „Love and Peace“-Aktivitäten mit John Lennon, die eine wichtige Rolle in jener Zeit spielten und die auch durch einige Kollaborationen im filmischen und musikalischen Bereich belegt sind.
Apropos John Lennon: Welche Rolle spielt die Musik in ihrem Werk? Man hat den Eindruck, dass sie sich in letzter Zeit wieder verstärkt damit beschäftigt. Es gibt Wiederveröffentlichungen und sogar ein Remix-Album mit Antony, Peaches, Jason Pierce und anderen … Sie hat mit Sonic Youth gearbeitet und mit Lou Reed.
Ja, erst im Sommer hat sie das renommierte Meltdown Festival in London kuratiert und Musiker wie Siouxsie, Iggy and the Stooges oder Patti Smith dazu eingeladen. Musik ist zentral in ihrem Schaffen. Man darf nicht vergessen, dass sie neben Philosophie auch Komposition studiert hat und Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre musikexperimentelle Performances mit ihrem ersten Ehemann Toshi Ichiyanagi, mit John Cage, David Tudor und anderen realisierte. Ihre Affinität zur Zwölftonmusik der Zweiten Wiener Schule um Schönberg und Webern prägten ihr musikalisches Schaffen, lange bevor sie John Lennon begegnete und mit ihm Musik machte. Wir werden Lennon in der Schau aber nicht ausblenden, wie es manche Ausstellungsmacher tun, schließlich war es die große Liebe für beide, die sich auch künstlerisch sehr fruchtbar niedergeschlagen hat.
Wie steht es denn mit dem Ruf, sie sei eine Einzelgängerin, komme mit niemandem aus? Das sind vermutlich alles böse Gerüchte.
Ich kann das nicht bestätigen. Ich war vor zehn Jahren zu ihrem 70. Geburtstag eingeladen, bei dem viele ihrer Künstlerfreunde wie Laurie Anderson, Laurence Wiener, Lou Reed, David Lynch, Jonas Mekas und viele andere sie feierten. Eine Einzelgängerin, die mit niemandem auskommt, sieht anders aus. Ich glaube, womit manche Leute, gerade in der bildenden Kunstszene, nicht klarkommen, ist, wenn jemand in verschiedenen Medien bzw. Sparten arbeitet. Da existiert immer noch dieses gewisse Schubladendenken: Man ist entweder Musiker, Filmemacher, bildender Künstler oder Poet. Genres zu vermischen ist anscheinend immer noch ein Sakrileg. Das Spannende an Yokos Werk ist für mich gerade das grenzüberschreitende Agieren zwischen den Medien und den Kulturen der westlichen und asiatischen Welt. Sie hat beide Konzepte verinnerlicht und blickt auf Politik, Feminismus oder Philosophie aus einer ganz eigenständigen Perspektive. Das ist ein enormer Reichtum, der sich in ihrem Werk bündelt.
Im Japan der Nachkriegszeit hat sie es Frau wohl nicht leicht gehabt.
Bestimmt nicht. Aber wir dürfen nicht vergessen: Die Szenen in New York oder in London zu jener Zeit waren ebenso dominiert von männlichen Protagonisten. Als sie 1966 in London am „Destruction in Art Symposium“ teilnahm, versuchten einige Künstlerkollegen ihre Mitwirkung zu verhindern, was der Initiator Gustav Metzger strikt ablehnte. Aber auch in den österreichischen Künstlerkreisen – von den Wiener Phantasten über die Aktionisten bis hin zur Wiener Gruppe – spielten Künstlerinnen meist nur eine untergeordnete Rolle. Denken wir etwa an Maria Lassnig oder Kiki Kogelnik zu jener Zeit.
Wie schwierig ist es, dem Publikum eine „Konzeptkünstlerin“ zu präsentieren, bei der so vieles abstrakt oder nicht unmittelbar greifbar ist?
Genau das ist die Herausforderung. Natürlich will man dem Publikum nicht nur „Konzeptuelles“ mitgeben, da könnte man ja auch einen Ausstellungskatalog lesen. Ziel ist es also, diese frühe Ideenkunst attraktiv zu präsentieren, was nicht zuletzt durch die prominenten Kooperationspartner und damit zusammenhängenden Leihgaben bis hin zum MOMA in New York gewährleistet ist.
Sie holten Yoko Ono ja 2002 zu einer Ausstellung nach Wien, zur Viennale. Wenn man an so ein Unterfangen denkt, würde man doch meinen, das falle in die Kategorie „unmöglich“. Wie kam es zu dem engen Kontakt?
Als ich 2000/01 in New York am New Museum arbeitete, nahm mich ein Freund, der an einer Yoko-Ono-Ausstellung mitarbeitete, zur Eröffnung mit. So lernte ich sie kennen. Ich war beeindruckt von ihrem umfangreichen Oeuvre. Man wusste zwar, dass sie als Mitbegründerin der Fluxus-Bewegung eine wichtige Rolle einnahm, vor allem aber galt sie als Witwe John Lennons, der einmal meinte, sie sei „the world’s most famous unknown artist“, womit er zu jener Zeit leider definitiv Recht hatte. Nach diesem Erlebnis dachte ich: „Das muss man unbedingt nach
Europa bzw. nach Wien bringen.“ Als ich bei der Viennale anfing, schlug ich das Hans Hurch vor, und zum Glück fand er das gut. Ich besuchte sie im Dakota Building, und ihr gefiel die Idee. Wobei ich zugeben muss, dass es damals noch leichter war sie zu gewinnen, weil sie sozusagen gerade erst wieder anfing, Ausstellungen zu machen. Kurze Zeit später setzte ein verstärktes Interesse an ihrem Schaffen ein. 2005, als ich Direktor in Passau war, folgte die erste Ono-Retrospektive in Deutschland, da war es schon bedeutend schwieriger. Es schien, als müssten viele Institutionen ihre Ignoranz der letzten 30 Jahre kompensieren.
Das ist doch seltsam, bei einer öffentlichen Figur, die so viele Menschen kennen…
Ja, aber eben nicht als Künstlerin. Sie war – wie erwähnt – die bekannteste unbekannte Künstlerin des Planeten. So kann man das wohl sagen. Jedenfalls war sie 2002 in Wien, und da erfuhr ich auch, dass sie öfter, sozusagen inkognito, in Wien gewesen war, weil sie die Stadt liebt. Seit damals stehen wir in Kontakt, man trifft sich ab und zu, schreibt sich Weihnachtskarten …
Mein Eindruck damals war, dass die Wiener Ausstellung von internationalen Medien wesentlich stärker wahrgenommen wurde als von den hiesigen.
Dazu muss man generell sagen: Viele Leute waren einfach uninformiert, wie erwähnt auch die Kunst- und sicherlich auch die Medienszene. Und dann gab es ja dieses ewig dumme Gerede von der „Frau, die die Beatles zerstört hat“. Paul McCartney selbst stellte das letztes Jahr in einem Interview in Abrede und meinte, sie hätten sich auch ohne sie aufgelöst, Yoko Ono habe damit nichts zu tun gehabt.
Haben Sie mit ihr einmal darüber gesprochen? Was sagt sie dazu? Oder ist das ein Tabuthema? Wenn sie ein Album herausbringt, das „Yes, I’m a Witch“ heißt, scheint sie es zumindest mit Humor zu nehmen.
Wir haben darüber gesprochen. Als „Hexe“ wurde sie ja viele Jahre von enttäuschten Beatles-Fans bezeichnet, und man muss schon eine ziemlich dicke Haut haben, um all diesen Anfeindungen und Drohungen standzuhalten. Das hat ihr, glaube ich, schon lange Zeit sehr zugesetzt. Ich würde meinen, seit etwa zehn Jahren ist das anders: Inzwischen ist sie hinsichtlich ihrer Akzeptanz in der Kunstszene angekommen, als wichtige Künstlerin des 20. Jahrhunderts anerkannt, gilt als Wegbereiterin der Konzept- und Performancekunst, als avantgardistische Filmemacherin, als protofeministische Künstlerin und nicht zuletzt als experimentelle Musikerin. Da ist in den letzten zehn Jahren sehr viel passiert. Der Goldene Löwe, den sie bei der Biennale 2009 in Venedig für ihr Lebenswerk bekam, ist sozusagen die „Absegnung“ ihres Status. Diesen Preis haben nur wenige, die ganz bedeutenden Künstlerinnen und Künstler, erhalten. Für Yoko Ono war dies ein langer, bestimmt nicht einfacher Weg.
Wenn ich das recht verstanden habe, kümmert sie sich jetzt auch mehr um die eigene Historie, um ihren Status, um die Bewahrung ihres Werks.
Ja, seit rund zehn Jahren gibt es ein Studio mit Mitarbeitern, einen kunsthistorisch versierten Manager, Archivare und einen Anwalt, der sich um die Rechte kümmert. Dass das vorher anders war, liegt sicher auch an ihrem sozialen Status: Sie war eine wohlhabende Frau, sie musste – im Gegensatz zu anderen Künstlern – nicht vom Ausstellen oder Verkaufen leben.
Arbeitet sie auch aktuell an Projekten?
Ja, permanent. Bei der diesjährigen Biennale in Venedig war bzw. ist noch ein aktuelles, sehr eindrückliches Werk mit dem Titel „Arising“ zu sehen. Dafür hat sie Frauen in aller Welt aufgerufen, ihr Briefe über erlebte Gewalt und Schmerz, die sie durch Männer erlitten haben, zu schicken. In Krems zeigen wir das Video dieser Arbeit. Die eine oder andere Arbeit wird in der Kunsthalle in situ entstehen. Man kann also gespannt sein.
Ein anderes Thema: Kunst in die „Provinz“ auszulagern, liegt ja seit einigen Jahren im Trend, Stichwort Essen, Emden, Museum Liaunig, Essl Museum und viele andere. Worum geht es dabei? Wie stellt sich das für Sie in Krems dar?
Nun, Provinz findet ja bekanntlich im Kopf statt. Aber ich weiß schon, worauf Sie anspielen. Tatsächlich findet man mittlerweile internationale, auf hohem Niveau angesiedelte Ausstellungsprogramme in Institutionen abseits der Metropolen. Krems zählt hier zweifellos dazu und kann eindeutig als Erfolgsgeschichte gewertet werden. Geografisch ideal zwischen Linz und Wien gelegen, haben wir ein beeindruckendes Einzugsgebiet urbaner Kunstinteressierter. In Niederösterreich leben darüber hinaus über eine Million Menschen in der sogenannten Provinz, einer Begrifflichkeit, die es in Zeiten globaler Kommunikationssysteme ohnedies nicht mehr gibt. Sicherlich kommt uns die beeindruckende Naturlandschaft und die kulinarische Erlebniswelt am Tor zur Wachau hinsichtlich des touristischen Potenzials entgegen. Wesentlich ist, dass die Kulturpolitik die Kunsthalle Krems als das internationale Ausstellungshaus des Landes begreift, was es ermöglicht, ein Programm zu machen, das genauso in Hamburg, Paris oder Wien funktionieren würde. Präsentationen von Paula Modersohn-Becker, John Bock, Dan Graham, Francis Picabia oder nun Yoko Ono sind Beleg dafür.
Sehen Sie es in gewisser Hinsicht als Vorteil, abseits des „Molochs“ Wien zu arbeiten?
Ich schaue mir natürlich an, was in Wien gemacht wird, verfolge das sehr genau, schon aus Respekt gegenüber den Kollegen. Naturgemäß achte ich darauf, dass es da keine inhaltlichen Überschneidungen gibt. Ich versuche, Nischen zu finden und nicht ausgetretene Pfade zu gehen. Neben den internationalen Positionen liegt mir insbesondere die österreichische Kunstszene am Herzen. Mit 19 Einzelausstellungen österreichischer Künstlerinnen und Künstler von „emerging artists“ wie Leopold Kessler, Marlene Haring, Svenja Deininger über „mid-career-shows“ von Anna Jermolaewa, Gelatin oder Thomas Feuerstein bis hin zu etablierten, aber wenig gezeigten Positionen wie Franz Graf, Padhi Frieberger oder Kiki Kogelnik reicht der Bogen meiner Programmierung in den letzten fünf Jahren. Damit wurde die Kunsthalle Krems sicherlich auch zu der Heimstätte für österreichische Kunst. Ein statistischer Vergleich mit allen anderen österreichischen Häusern belegt dies nachdrücklich.
Wie sehr spielt die Politik in Niederösterreich eine Rolle, der sehr präsente Landeshauptmann? Spürt man da so etwas wie Quotendruck?
Der Vorteil an Niederösterreich ist: Es gibt eine stabile finanzielle Basis in Form langfristiger Förderverträge und ein klares Bekenntnis der Kulturpolitik zu unterschiedlichen kulturellen und künstlerischen Ausformungen. Den Druck sehe ich eher in einer Großstadt wie Wien: Da muss halt jeder einmal seinen Rubens oder seinen Picasso gemacht haben, und oft machen sie es halt zur gleichen Zeit, nicht zuletzt aus einem Quotendruck heraus. Davon sind wir verschont, weil es genau festgeschriebene Institutionsprofile gibt. Wir haben ein Alleinstellungsmerkmal, können an einer Marke arbeiten, und das in Ruhe, ohne politische Einflussnahme. Am Anfang meiner Tätigkeit war es viel schwieriger, die Kunsthalle, die programmatisch mehr im 19. Jahrhundert verortet war, in die Gegenwartskunst zu führen, ohne jedoch auf die Moderne und ihre Wurzeln zu verzichten. Mein Anliegen war es vielmehr, in der Rückschau auf Vergangenes bis hin zur Renaissance, die Moderne besser reflektieren zu können und Brückenschläge herzustellen. Dies ist uns in Ausstellungen wie „Lebenslust und Totentanz“ oder „Große Gefühle“ durch prägnante Konfrontationen und Dialoge, so denke ich, sehr gut gelungen. Daraus entstehende Subtexte vermitteln anregende und neue Zugänge in der Betrachtung, fernab der Abhandlung üblicher Ismen.
Was ist für Sie gute und erfolgreiche Museumsarbeit?
Ich sehe mich als Kunstvermittler und als jemanden, der Freiräume benötigt. Natürlich weiß man in der aktuellen wirtschaftlichen Lage nicht, was die Zukunft bringen wird. Ich sehe uns immer noch in einer privilegierten Situation, wenn man andere Länder anschaut: Italien oder Belgien etwa, wo Institutionen wie Museen oder Theater geschlossen werden. Da können wir in Österreich froh sein, dass man sich als Kulturnation versteht, denn derartige Aussagen verpflichten zu einem Engagement in monetärer wie ideeller Hinsicht. Trotzdem muss einem bewusst sein, dass man mit Ehrfurcht an die Sache herangehen muss, schließlich arbeiten wir mit Steuergeld, was uns verpflichtet, wirtschaftlich verantwortungsvoll zu agieren.
Ein beliebtes Spiel in der Kunstszene, soweit ich das beurteilen kann, ist „Direktorenschach“: Wer könnte wie wann wohin ziehen. Angenommen, es käme ein entsprechendes Angebot, wo lägen Ihre Präferenzen: eher nach Wien zu gehen oder an einen internationalen Schauplatz?
Ich glaube, für Wien stellt sich die Frage momentan überhaupt nicht, da ist alles bis ca. 2020 besetzt. Das Ausland wäre allenfalls interessant, wenn die Arbeitsbedingungen ähnlich ideal sind wie in Krems. Aber mein Vertrag läuft noch bis Ende 2015, mit einer Option auf Verlängerung, ich habe diesbezüglich also gar keinen Stress.