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White House Down

| Senad Halilbasic |

Die Zerstörung des Weißen Hauses als Blockbuster-Analyse des Bush-Erbes

Schon zweimal hat Amerikas Action-Patriot Nummer eins, der Deutsche Roland Emmerich, das Weiße Haus in Schutt und Asche gelegt (Independence Day; 2012). In seinem neuesten Zerstörungs-Porno nimmt er sich einen ganzen Film lang Zeit, eines der sichersten Gebäude der Welt genüsslich auseinanderzunehmen. Zuvor wird auch so etwas wie eine Story etabliert: John Cale (Channing Tatum), ein Afghanistan-Veteran und nun Streifenpolizist, bemüht sich um einen Job als Secret Service Agent. Für den Job ist er nicht qualifiziert, doch wenn man schon den Amtssitz des US-Präsidenten besucht, dann macht man auch spontan eine Führung durch das Haus mit. Ganz begeistert davon ist seine Tochter Emily (Joey King), ein wandelndes Lexikon der US-Geschichte. Pech aber nur, dass just an diesem Tag eine kleine Armee an Proleten-Kriegsveteranen das Haus einnehmen. Und für Tochter, Präsident (Jamie Foxx) wie auch für die ganze westliche Hemisphäre gibt es – erwartungsgemäß – nur einen möglichen Retter: John Cale, der den halben Film in Bruce-Willis-Manier im Unterhemd verbringt.
Auch wenn beide Filme eher in der Versenkung der Filmgeschichte enden werden, ist es ja doch bemerkenswert, dass 2013 das Hollywood-Blockbuster-Kino gleich zweimal den Sitz des mächtigsten Anführers der Welt zerstört. Doch während Antoine Fuquas Olympus Has Fallen sich trotz der trashigen Logline (Nordkoreaner besetzen das Weiße Haus nachdem sie halb Washington in Schutt und Asche gelegt haben) in seinem Tonfall todernst nimmt, darf Roland Emmerichs neuer Film zumindest in seinen besten Momenten als (unfreiwillige?) Parodie auf das Patrioten-Kino gelesen werden. Politisch ist White House Down ebenso um einiges spannender als Fuquas Explosions-Orgie, zumal die Terroristen hier nun US-Bürger sind und in der einen oder anderen Form sich nun für die Kriegspolitik der Bush-Ära rächen. „America will never be destroyed from the outside. If we falter and lose our freedoms, it will be because we destroyed ourselves“, prognostizierte bereits Abraham Lincoln.
Doch spätestens wenn die kleine Emily im Finale zu pompösen Fanfaren die Flagge in Zeitlupe schwingt und damit kurz vor der Zerstörung des Gebäudes den sich nähernden Kampfjets den gelungenen Sieg über die Besatzer voller Pathos signalisiert, weiß auch der Zuschauer, der sich gerne intellektuel mit dem Action-Genre befasst und zuvor gelegentlich seinen Spaß hatte: Nur nicht zuviel Euphorie! Wir befinden uns immer noch in einem Emmerich-Film.