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Filmkritik

Jack Ryan: Shadow Recruit

| Ralph Umard |
Konventionell inszenierter Action-Krimi über einen tapferen Staatsschützer ohne Fehl und Tadel

Die Romanfigur Jack Ryan des Bestseller-Autors Tom Clancy erschien in Gestalt von Alec Baldwin, Harrison Ford und Ben Affleck bereits nicht weniger als vier Mal auf der Hollywood-Kinoleinwand, erstmals 1990 im U-Boot-Drama The Hunt for Red October. Im Zuge der im US-Kino seit einiger Zeit angesagten Recycling-Strategie, die auf Remakes und Variationen bekannter Erfolgsmuster statt auf frische Einfälle setzt, wird hier versucht, der Filmfigur ein attraktives neues Gesicht zu geben. Dabei ist man natürlich fündig geworden: Chris Pine hat ja immerhin in der Rolle des Captain Kirk bereits beim Relaunch des „Star-Trek“-Franchise im Kino mitgewirkt. Jetzt soll der 33-jährige Schauspieler offenbar helfen, auch die Jack-Ryan-Filmreihe wieder in Schwung zu bringen.

Dazu geht man zurück auf Start und zeigt, wie Ryan zum US-Geheimagenten wird – ein im Prinzip vielversprechender Ansatz, um die soziale und charakterliche Prägung des Helden darzustellen, damit er einem menschlich näher gebracht wird. Doch die Möglichkeit bleibt ungenutzt: Eilig wird in fragmentarischen Szenen gezeigt, wie Ryan, erschüttert durch die Zerstörung des New Yorker World Trade Center, sein Studium abbricht und als Leutnant der Marines in Afghanistan gegen die Taliban kämpft. Er wird schwer verletzt und während der Rehabilitation für die CIA rekrutiert. Als Finanzanalyst erhält er den Auftrag, in Moskau den Oligarchen Viktor Cherevin zu überlisten, der mittels Börsenmanipulation den Kollaps der US-Wirtschaft auslösen will.

Dieser mäßig spannende Handlungsablauf wird von Regisseur und Cherevin-Darsteller Kenneth Branagh routiniert nach dem aus unzähligen anderen Agenten-Krimis bekannten Schema entwickelt: Mit konspirativen Treffen, Täuschungsmanövern, Verfolgungsjagden, Schießereien, Explosionen und einer reizvollen Geliebten, die Ryan immer wieder aus Lebensgefahr retten muss. Unablässig kreist, wirbelt und schwenkt die Kamera hin und her, hinauf und hinunter – doch ist alles nichts anderes als bloße Effekthascherei.

Das Persönlichkeitsprofil Cherevins als russischer Patriot mit einer Schwäche für edlen Wein und schöne Frauen, der eine
private Rechnung mit den Amerikanern begleichen will, bleibt unscharf. Chris Pine mangelt es hier definitiv an charismatischer Leinwandpräsenz, es fällt einem äußerst schwer, ihn als Action-Helden tatsächlich ernst zu nehmen. Die Chance, sich systemkritisch mit kriminellen Machenschaften auf den globalen Finanzmärkten auseinanderzusetzen, wird leider vertan.