Rosa VW-Bus, Bier und Bollywood – nicht genug für eine geglückte Satire
Zugegeben, die Grundidee von Kafka, Kiffer und Chao-ten, birgt Zwerchfellkitzel-Potenzial. die Verknüpfung einer ungelenken Verfilmung von Kafkas „Der Landarzt“ – ein Werk jenes Schriftstellers, der sich wie kein anderer die Abneigung gegen das Leben und seine eigene Person von der Seele schrieb – mit einer Persiflage auf die selbstverliebte (heimische) Filmszene. Dennoch bleibt es bei einem einsamen komödiantischen Höhepunkt: Hubsi Kramar als gestrandeter Filmakademie-Absolvent Franz Gotthart besucht das zuständige Ministerium, um im Keller, genauer gesagt in einem stillgelegten Aufzug, die „Kleine Filmförderung“ von zwei unorthodoxen Sachbearbeiterinnen zu erbitten; während oben im Büro für das „große“ Äquivalent eine wilde Party abgeht. Doch leider haben gute Skript-Einfälle in der fünften Regiearbeit von Kurt Palm eine kürzere Halbwertszeit als der Rauschzustand nach einer trichterförmigen Zigarette – übrigens neben Alkohol eine der beiden favorisierten Genussmittel der studentischen Protagonisten.
Selbige beschließen wegen unüberbrückbarer Auffassungsunterschiede mit Gotthart das Szepter für den „Landarzt“-Dreh selbst in die Hand zu nehmen – optimalerweise unter sizilianischer Sonne, um den geplanten Urlaub nicht sausen zu lassen. Zur Mitwirkung überredet werden eine jugendliche Reinkarnation Kafkas, die eigens aus einem Prager Beisl angekarrt wird, und eine senile Theaterlegende. Mit dem rosa Hippie-Gefährt geht es zum Gardasee, ein paar Käfer-Visionen weiter landet die Chaos-Truppe schließlich am Drehort. Dort bringen ein Kameramann mit Augenklappe und Ersatzmann Clausi die Sache zu ihrem unlustigen Ende. Vielleicht ein Grund, warum Kafka, Kiffer und Chaoten am Ende noch mit einer Lovestory aufwartet.
Die bittere Erkenntnis: Dilettantismus als Leitprinzip des Lustspiels funktioniert nur, wenn die Clouseaus und Drebins auch glaubwürdig stolpern und zungenbrecherisch palavern. Leider hat sich Palm bei der Besetzung ebenfalls am Laienspiel orientiert: Seine Hochschüler-Clique agiert dermaßen hölzern, dass die Anprangerung von Selbst-Verliebtheit und die Verhaberung der Branche wie ungezündete Witz-Raketen liegen bleiben. Da geht selbst der Running Gag (wer das Unwort „kafkaesk“ verwendet, muss einmal abwaschen) ins Leere. Wie auch die weitere Handlung eher ein liebloses Abhandeln von Stilmitteln – unscharfe Super8-Kader, Comics, Deutsch-Rap – und Zitieren von österreichischen Kultfilmen und TV-Serien wie Müllers Büro und Kottan ermittelt ist. Mit den Worten von Kafka: „Im Kino gewesen. Geweint.“