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Schauplatz Texas

Song to Song

| Michael Ranze |
Liebe und Musik, Erfolg und Eifersucht – was treibt den Menschen an? Terrence Malick gibt Antwort, auf seine ganz eigene Weise

Terrence Malick hat mit seinen Filmen The Tree of Life, To the Wonder und Knight of Cups so etwas wie eine Marke etabliert, seine Erzählungen erinnern dabei eher an musikalische Kompositionen als an kinematografische Gestaltungen. Fließende Szenenabfolgen, die weder Anfang noch Ende zu haben scheinen, geben – unterstützt vom im Off geäußerten Gedanken der Figuren – eine fast schon lyrische Vision, die den Regisseur umtreibt. Auch Song to Song ist ein „typischer Malick“ – soviel als Warnung. Oder Versprechen.

Man kann den Film auf seinen Inhalt herunterbrechen, als Dreiecksgeschichte, als Beziehungsdrama, als Liebesfilm mit neu formierten Paaren. Im Mittelpunkt: der erfolgreiche, wohlhabende und exzentrische Musikproduzent Cook (Michael Fassbender), so etwas wie eine Lichtgestalt der Musikszene von Austin, Texas. Ein Macher. Faye (Ronney Mara) ist Musikerin, gleich zu Beginn des Films erzählt sie dem Zuschauer, dass sie „jemand sein möchte“. Sie ist ehrgeizig. Sie lässt sich auf eine Affäre mit Cook ein, lernt dann aber den romantischen, sensiblen Songwriter BV (Ryan Gosling) kennen und lieben, den Cook zum Star aufbauen will. Soll sich Faye von dem charismatischen Produzenten trennen? Der wiederum lernt in einem Diner Rhonda kennen. BV trifft sich derweil mit der schönen Amanda. Fünf Menschen, getrieben von Gefühlen und Ehrgeiz. Schwer, da eine Balance zu finden.

Malick rückt mittels beweglicher Kamera ganz nah an seine Figuren heran, sie flirten, sie streiten, sie lieben sich. In erlesenen, kühl-distanzierten Set-Designs stehen sie nie still, umkreisen sich, gehen auf Tuchfühlung, dann wieder auf Distanz. Dabei scheint sich die Kamera förmlich in das Gesicht von Rooney Mara zu verlieben, die noch nie so schön und lebensfreudig war wie in diesem Film. Die Figuren streben nach Ruhm, aber auch Einfachheit, sie suchen nach Liebe, doch auf die Menschen ist kein Verlass. Austin steht dabei mit seinen futuristisch eingefangenen Hochhäusern im Gegensatz zu den grünen Feldern außerhalb der Stadt. Die Konzertszenen hingegen haben etwas halluzinatorisches, die Musik, sehr zurückgenommen, scheint fast keine Rolle zu spielen. Wir sehen Iggy Pop, wir sehen Patti Smith, wir sehen John Lydon, Hauptdarsteller Michael Fassbinder streitet sich mit den Red Hot Chilli Peppers. Val Kilmer, der bereits 1991 in Oliver Stones The Doors Jim Morrison verkörpert hat, behauptet auf offener Bühne, dass seine Mutter ihm Uran geschenkt hätte – um dann eine pulvrige Substanz im Publikum zu versprühen. Malick etabliert erneut seine ganze eigene Vorstellung von Realität – und das macht auch seinen neuen Film so besonders.