Filmkritik

Baywatch

| Michael Ranze |
Nur Leben retten? Das ist für die Film-Version der berühmten Serie dann doch zu wenig.

Waren das noch Zeiten, als Pamela Anderson im knapp geschnittenen, knallroten Einteiler über den Strand lief, als sei das Leben eine einzige Zeitlupe. Durchtrainierte Kerle mit Sixpacks und dickem Bizeps schauten lüstern von oben nach unten und hofften auf ein Abenteuer. Und mit ihnen der Zuschauer. Doch David Hasselhoff passte als Anstandswauwau auf, dass das Versprechen auf Sex nicht eingelöst wurde. Wer wissen wollte, wie Pamela Anderson nackt aussieht, musste sich schon den „Playboy“ kaufen. Trotzdem ist Baywatch wohl eine der erfolgreichsten Fernsehserie des letzten Jahrhunderts, zwischen 1989 und 2001 entstanden für elf Staffeln 243 Folgen, ausgestrahlt in über 140 Ländern. Baywatch wurde so etwas wie ein Mythos der Moderne, mit dem sich saubere Erotik und Körperkult verbinden. Soweit die Fakten. Jetzt gibt es den Film zur Serie, und wenn Mitch Buchannon, dargestellt von Dwayne Johnson, nach gelungener Rettungsaktion – ein Kite-Surfer war in die Bredouille geraten – aus dem Meer auftaucht und hinter ihm die „Baywatch“-Buchstaben wie Felsen aus dem Meer hochschießen, während Delphine freudig erregt umherspringen, ist dies eine Warnung: Vorsicht! Hier soll gelacht werden. Mitch Buchannon muss sich zunächst um die erfolgreiche Eingliederung eines arroganten und egoistischen Schwimmstars namens Matt Brody (Zac Efron) in seine Truppe kümmern. Dann bekommt er es mit einer schönen, aber skrupellosen Drogenschmugglerin, gespielt vom indischen Superstar Priyanka Chopra, zu tun, die den Strand als Umschlagsplatz für ihre heiße Ware nutzt. Doch die Polizei ist keine große Hilfe, und so nehmen die Lebensretter die Verbrecherjagd selbst in die Hand. So richtig spannend ist das nicht, im Gegenteil. Viel zu holzschnittartig sind die Bösewichter, viel zu banal ist der Showdown, von der für Familienunterhaltung unpassenden Brutalität ganz abgesehen. Dabei hatte der Film zu Beginn doch eine Komödie versprochen. Doch worüber soll man hier lachen? Über einen erigierten Penis, der im Gitter einer hölzernen Strandliege eingeklemmt ist? Über die pubertären Neckereien zwischen einem pummeligen Computer-Nerd und einer knackigen Sexbombe? Über den albernen Konkurrenzkampf zwischen Polizei und Lebensrettern? Immerhin: David Hasselhoff und Pamela Anderson geben sich kurz die Ehre. Und die Badeanzüge haben diesmal verdammt lange Reißverschlüsse.