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Filmkritik

Zwischen zwei Leben / The Mountain Between Us

| Marietta Steinhart |
Seifenoper im Schneechaos

The Mountain Between Us ist ein Katastrophenfilm im wahrsten Sinne des Wortes. Zwei sehr attraktive Fremde, eine Fotografin und ein Neurochirurg, gespielt von Kate Winselt und Idris Elba, stürzen mit einem privaten Flieger ab und landen in den winterlichen Rocky Mountains. Sie sollte am nächsten Tag heiraten und er einen Zehnjährigen operieren. Alles was sie haben ist eine Packung Mandeln und den niedlichen Hund des toten Piloten, der den Absturz ohne einen Kratzer überlebt hat. Sie hat ein gebrochenes Bein und ein paar Schrammen im Gesicht, aber wie es der Zufall so will, weiß der Mann mit dem sie verunglückt ist, ein paar Dinge über medizinische Erstversorgung. Winslet will auf eigene Faust zurück in die Zivilisation humpeln (immerhin hat sie den Untergang der Titanic überlebt!), aber er will im Wrack gefunden werden. Die beiden stecken miteinander fest und wir stecken mit ihnen fest, nur um zu erkennen, dass der eigentliche Berg zwischen ihnen…die Liebe war.

Das Hollywood-Debüt des holländisch-palästinensischen Regisseurs Hany Abu-Assad, der Paradise Now und Omar in Szene setzte, erweist sich als eigenartig kitschig und unfreiwillig komisch. Kälte, Klippen, Schneestürme, ein Berglöwe, ein zugefrorener See und eine Bärenfalle stellen sich dem Glück der beiden in den Weg. Aber Elba kann mühelos Wunden nähen und weiß, wie man romantische Hütten findet und aus Wildkatzen Abendessen macht. Es gibt viel Kuscheln am Lagerfeuer, um nicht zu erfrieren. Kate Winslet und Idris Elba sehen prächtig vor der Kulisse der Rocky Mountains aus wie sie durch den Tiefschnee waten, mit Sonnenuntergängen hinter ihnen und dem goldenen Labrador, der fröhlich durch das Weiß vor ihren Füßen hüpft.

Es ist märchenhaft unrealistisch, aber Kamerafrau Mandy Walkers sorgt dafür, dass der Film zumindest authentisch und atemberaubend aussieht. Das Buch von Charles Martin, das von Chris Weitz und J. Mills Goodloe adaptiert wurde, fühlt sich an wie Strandlektüre – aber ohne Strand.  Wenn der Arzt darüber spricht, wie er es liebt, mit dem Gehirn zu arbeiten, weil es alles kontrolliert, fragt sie ihn: „Aber was ist mit dem Herzen?“ „Das ist nur ein Muskel“, murmelt er. Es ist weit entfernt von dem packenden, fast vergessenen Überlebensdrama Alive (1993), die wahre Geschichte über den Absturz einer Rugbymannschaft in den verschneiten Anden, deren Überlebende sich dem Kannibalismus zuwandten. Ridley Scott sagte einmal, Sentimentalität ist „unverdiente Emotion“ und The Mountain Between Us ist nichts wenn nicht sentimental.