Alien – der Essayfilm
Die mögliche Existenz außerirdischen Lebens beschäftigt Vertreter von Kirche und Militär ebenso wie mit Star Trek sozialisierte Science-Fiction-Fans. Faszination und Optimismus sind dabei ebenso anzutreffen wie Angst, außerdem gibt es grundsätzliche Zweifel an der Durchführbarkeit interstellarer Reisen. Welche Konsequenzen der Besuch potenzieller extraterrestrischer Wesen für die Menschheit mit sich bringen würde, vermag jedenfalls niemand zu sagen. Würden die Aliens in friedlicher oder in kriegerischer Absicht kommen? Würden sie sich überhaupt zu erkennen geben? Und wie würde sich das Selbstbild des Menschen als „Krone der Schöpfung“ dadurch verändern?
Der dänische Regisseur Michael Madsen spielt in seinem dokumentarischen Essay auf mehreren Ebenen diverse Szenarien durch. Am stärksten im Bereich des Dokumentarischen verwurzelt sind dabei Gespräche mit Interviewpartnern, deren Auswahl vom Astrophysiker über den Theologen bis hin zur ehemaligen Leiterin des Büros der Vereinten Nationen für Weltraumfragen in Wien reicht. Diese Experten sprechen in streng kadrierten, symmetrischen Tableaus direkt in die Kamera und richten dabei nicht selten Fragen an das Alien (respektive den Zuseher, der stellvertretend dessen Platz einnimmt): „What makes you happy?“, „Do you know what is good and what is evil?“ etc. Am spannendsten gestalten sich dabei Diskussionen von Angehörigen des britischen Verteidigungsministeriums zwischen Kommunikationsabsichten und militärischen Quarantäneplänen: Ab wann ist die Kontaktaufnahme gescheitert, ab wann wird die Begegnung feindselig? Solche Einblicke in diverse Institutionen – von manchen hat man wohl noch nie gehört – sind nicht unspannend und hätten das Potenzial, das Image der Menschheit von sich selbst zu hinterfragen, doch Madsen belässt es nicht dabei: Immer wieder sieht man Zeitlupenfahrten durch städtische Gebiete, die von wabernder Musik begleitet werden, gibt es inszenierte Passagen, in denen das Militär aktiv wird, ein Forscher im Schutzanzug durch ein imaginiertes Raumschiff stapft oder Menschen in Alien-Panik durch die Jesuitengasse flüchten (überhaupt gestaltet sich The Visit, von dem viele Passagen hierzulande gedreht wurden, streckenweise wie ein Wien-Werbefilm zwischen Albertina, UNO-City und Nationalbibliothek).
Diese wohl meditativ und bildgewaltig gedachten Passagen sind mehr Kunstgewerbe als Kunst, erschöpfen sich schnell und wirken prätenziös. Etwas selbstverliebt ist bereits der Vorspann, der nicht nur den Untertitel „An Alien Encounter by Michael Madsen“, sondern sogar die Signatur des Filmemachers trägt. Man kann hoffen, dass es im Fall eines ersten Kontakts nicht zum Krieg der Welten kommt. Ganz so gestelzt sollte der Besuch aber auch nicht ablaufen.