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Dirty Grandpa

| Jörg Schiffauer |

Oder: „Porky’s“ Rückkehr

Sam, der Adler, hatte es wahrlich nicht leicht. Als fixer Bestandteil der Muppet-Show kam ihm die wenig dankbare Aufgabe zu, in regelmäßigen Abständen das mangelnde Niveau der Show zu beanstanden und überhaupt den allgemeinen Verfall der Sitten zu beklagen. Natürlich hörte niemand aus der chaotisch-anarchischen Muppet-Truppe auf den guten Sam, und weil deren Humor natürlich wirklich witzig war und ist, galt der unbeugsame Adler bald als eine ein wenig moralinsaure Instanz.

Alle seine Federn würden Sam jedoch angesichts von Dirty Grandpa wirklich zu Berge stehen – und das in diesem Fall nicht einmal unberechtigt. Der Plot ist rasch rekapituliert: Junganwalt Jason (Zac Efron) kommt nach dem Begräbnis seiner Großmutter die Aufgabe zu, sich ein wenig um seinen Großvater zu kümmern und ihn zum Golfspielen nach Florida zu chauffieren. Doch Opa Dick (Robert De Niro) steht in Wahrheit der Sinn nach Vergnügungen anderer Art. Der Elitesoldat im Ruhestand leidet an akutem Testosteronüberschuss, den er anlässlich des Spring Breaks, wo ein gewisses Maß an sexueller Freizügigkeit vorherrscht, abzubauen gedenkt. Sein konservativ ausgerichteter Enkel findet das unkonventionelle Verhalten des Großvaters ein wenig unpassend, und da es nur noch wenige Tage bis zu seiner Hochzeit sind, hat Jason ohnehin anderes im Kopf. Als sie eine ehemalige Studienkollegin Jasons treffen, die nicht nur eine aparte junge Dame ist, sondern auch noch eine Freundin hat, die Großvater Dick recht anziehend findet, sind Turbulenzen aller Art vorprogrammiert.

Zugegeben, die Platzhirsche Hollywoods in Sachen Komödie haben auch nicht immer Humor der feinsinnigen Sorte produziert. Doch während man im brachialen Anarchismus der Brüder Farrelly oder im Bubenhumor des Fratpacks auch ironische Brechung durch Überhöhung erkennen kann, bleibt Dirty Grandpa humortechnisch auf dem Niveau der berüchtigten Porky’s-Filme. Die Scherze beschränken sich auf abgeschmackte Zoten und Schweinigeleien eindeutiger Natur. Weil die Charaktere über altbekannte Schablonen nicht hinausreichen – Opa Dicks hervorstechendste Eigenschaft besteht in seinermvorpubertären Drang, seinen Enkel bei jeder unpassenden Gelegenheit in die Genitalien zu zwicken –, bleibt auch hier jedes Überraschungsmoment moment aus.

Die Ebene, dass Großvater seinem Enkel eigentlich das dionysische Prinzip näher bringen will, um so vielleicht zu jenem Leben zu finden, dass ihn glücklich machen könnte, bleibt hinter einer Vielzahl von Penis-Witzen bestenfalls angedeutet. Wo ist Adler Sam, wenn man ihn wirklich braucht?